Manuel Schwarz (Naumburg)
Donnerstag, 23.11.2023, 19.00 Uhr
Seminarraum in der Domklausur, Naumburg
Bei dem Namen „Kruse“ denken in der Saale-Unstrut-Region viele vor allem an Käthe Kruse, die von 1912 bis 1949 in Bad Kösen wohnte und dort ihre weltberühmten Puppen produzierte. Eine Ausstellung im Romanischen Haus und die Käthe-Kruse-Straße erinnern heute an die „Puppenmutter“. Die Schau im Kösener Museum befasst sich zudem mit Käthe Kruses Familie und dabei auch mit ihrem Ehemann Max. Dieser war als Bildhauer, Maler, Bühnenbildner und Erfinder tätig. Vor allem seine Plastik „Der Siegesbote von Marathon“ und seine Porträts, unter anderem von Friedrich Nietzsche, brachten ihm frühen Ruhm. Während der Künstler heute weit weniger bekannt ist als seine berühmte Frau, wurde er im Jahr 1924 anlässlich seines 70. Geburtstags sogar zum Ehrenbürger von Bad Kösen ernannt. Aus Anlass des nahenden doppelten Jubiläums – dem 170. Geburtstag des Künstlers und dem 100. Jubiläum der Verleihung der Ehrenbürgerschaft – berichtet Dr. Manuel Schwarz in seinem Vortrag vom Leben und Wirken von Bad Kösens (unbekannten) Ehrenbürger.
Dr. Manuel Schwarz studierte Geschichte und Politik. Er forscht und publiziert vorwiegend zur Monarchie- und Kulturgeschichte, insbesondere im mitteldeutschen Raum. Aktuell arbeitet er für den Forschungsverbund Marbach-Weimar-Wolfenbüttel und befasst sich dort mit dem Nachlass des Weimarer Nietzsche-Archivs und Nietzsche-Bildnissen.
Die Teilnahme ist kostenfrei. Um Spenden wird gebeten.
Jan Geißler (Naumburg)
Donnerstag, 05.10.2023, 19.00 Uhr
Seminarraum in der Domklausur, Naumburg
Täglich benutzen zahlreiche Naumburger Fußgänger die kleine Brücke, die in der Nähe der sogenannten Thainburg vom Stadtzentrum über den Graben auf den Marienring führt, ohne sich bewusst zu machen, dass sie ihre Schritte über ein bedeutendes technisches Denkmal lenken. Denn hier entstand in den Jahren 1893/94 die erste Brücke Mitteldeutschlands, die mit dem neuen Werkstoff Eisenbeton hergestellt wurde, der das Bauwesen weltweit revolutionieren sollte.
Der Vortrag geht den historischen Hintergründen der Errichtung des Bauwerks nach und berichtet über die aufwändigen Sanierungsarbeiten im Jahr 2022.
Jan Geißler, Dipl. Ing, Jahrgang 1969, ist Sachbearbeiter für Straßen- und Brückenbau in der Naumburger Stadtverwaltung.
Die Teilnahme ist kostenfrei. Um Spenden wird gebeten.
Georg Habenicht
in der Marienkirche am Naumburger Dom
Donnerstag, 15.06.2023 um 19:00 Uhr
Die Aufstellung und Weihe des Cranach-Triegel-Retabels im Westchor des Naumburger Domes
im Juli 2022 und seine Entfernung im Dezember haben deutschlandweit für Schlagzeilen
gesorgt sowie eine lebhafte publizistische Auseinandersetzung angestoßen.
Indes, es sei nur eine Frage der Zeit, wann der Cranach-Triegel-Altar nach Naumburg zurückkehrt,
meint Georg Habenicht, der Autor des gerade erschienenen Buches „Der Naumburger
Bilderstreich“. Warum er sich dessen sicher ist, erläutert Habenicht in einem kurzweiligen
Vortrag. Im Anschluss sind alle Gäste herzlich eingeladen, mit dem Autor zu diskutieren.
Dr. Georg Habenicht ist Kunsthistoriker und Historiker. Seine Bücher „Der Flügelaltar und
sein Personal. Die Heilsmaschine“ (2015) und „Ablass, Wertpapier der Gnade – Wie es zur
Reformation kommen musste“ (2020) sind Standardwerke.
Der Vortrag ist eine Gemeinschaftsveranstaltung der Vereinigten Domstifter und des Saale-Unstrut-Vereins.
Die Teilnahme ist kostenfrei. Um Spenden wird gebeten.
Irina Tschistowskaja (Weimar)
in der Marienkirche am Naumburger Dom
Donnerstag, 01.06.2023 um 19:00 Uhr
Am 3. August 1804 fand nach einem aufwendig ausgehandelten Ehevertrag die Hochzeit zwischen dem Prinzen Carl Friedrich von Sachsen-Weimar und Großfürstin Maria Pawlowna in St. Petersburg statt. Am 1. Oktober 1804 traf die kostbare Aussteuer der Großfürstin, transportiert in 79 Wagen, die von 130 Pferden gezogen wurden, in Weimar ein und eine Woche später brach das junge Brautpaar von Russland zu seiner 34tägigen Reise auf. Eine Station war auch Naumburg, wo das Paar im Postgebäude am Holzmarkt (Jakobstraße 26) übernachtet hat.
Der Vortrag widmet sich der Arbeit der Maria-Pawlowna-Gesellschaft und stellt die Namensgeberin vor.
Dr. Irina Tschistowskaja ist in Russland geboren und aufgewachsen und lebt seit über 40 Jahren in Deutschland. Die promovierte Chemikerin arbeitete als Wissenschaftlerin und Unternehmensberaterin im In- und Ausland. Seit 2020 ist sie Präsidentin der Maria-Pawlowna-Gesellschaft in Weimar.
Die Teilnahme ist kostenfrei. Um Spenden wird gebeten.
Dr. Alexander Sembdner
in der Marienkirche am Naumburger Dom
Dienstag, 23.05.2023 um 19:00 Uhr
Wer die Kirche im Dorf lassen will, will eine Diskussion auf den Boden der Tatsachen zurückbringen. Die Redewendung verweist auf den grundsätzlichen Platz der Kirche in der Mitte der vormodernen Gesellschaft. Wie zu jedem Dorf eine Kirche gehörte, so nahm die Pfarrkirche im Leben der Menschen, zumal im Mittelalter, eine zentrale Rolle ein. Hier ging man nicht nur zum Gottesdienst, sondern hier wurden politische Endscheidungen getroffen, soziale Kontakte geknüpft, ja sogar Geschäfte gemacht und Handel betrieben. Zugleich aber sorgten sich die Menschen um ihr Seelenheil, stifteten für Begräbnisse und Seelmessen, nahmen an Prozessionen teil, wurden Mitglieder frommer Bruderschaften und hofften auf Erbauung durch Predigt. Nirgendwo war die Schnittstelle zwischen Kirche und Welt größer als in der Pfarrkirche, der untersten Ebene der Kirchenorganisation.
Der Vortrag will anhand der Naumburger Pfarrkirchen des Mittelalters deren Facettenreichtum und enorme Bedeutung für die mittelalterliche Lebenswelt beleuchten und zugleich deren Bedeutung für die Naumburger Stadtgeschichte aufzeigen.
Dr. Alexander Sembdner, Jahrgang 1986, ist Mittelalter- und Landeshistoriker. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Sächsische und Vergleichende Landesgeschichte der Universität Leipzig.
Die Teilnahme ist kostenfrei. Um Spenden wird gebeten.
Prof. Martin Sabrow
in der Marienkirche am Naumburger Dom
Donnerstag, 27.04.2023 um 19:00 Uhr
Die Ermordung des deutschen Außenministers Walther Rathenau (1867–1922), dessen
Attentäter nach längerer Flucht am 17. Juli 1922 auf der Burg Saaleck bei Naumburg
gestellt werden konnten, erschütterte die Zeitgenossen der frühen Weimarer Republik so
sehr wie vorher das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand die des
Ersten Weltkriegs und nachher die Ermordung John F. Kennedy die der Zeit des Kalten
Krieges. Bücher über politische Attentate von Cäsar, Heinrich IV., von Saint Just bis Olof
Palme füllen ganze Bibliotheken, und doch nimmt der Anschlag auf den Industriellen,
Intellektuellen und Politiker, der vor 100 Jahren die Welt erschütterte, einen ganz
besonderen Platz ein. Der Vortrag stellt Walther Rathenau als Epochengestalt vor, geht auf
die Hintergründe des Mordanschlags ein und erörtert seine historischen Folgen.
Prof. Dr. Martin Sabrow, Jahrgang 1954, ist Historiker und Senior Fellow am Leibniz- Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam. Bis 2021 war er Professor für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Die Teilnahme ist kostenfrei. Um Spenden wird gebeten.
Liebe Mitglieder des Saale-Unstrut-Vereins,
wir entrichten Ihnen die besten Wünsche für das neue Jahr 2022, das hoffentlich bessere Zeiten für uns alle bereithält!
Auch das dritte Corona-Jahr beginnt für unseren Verein mit der Unsicherheit darüber, ob wir alle unsere Projekte wieder in gewohnter Weise angehen können. Zugleich wächst aber auch die Hoffnung, dass es sich um das letzte Pandemiejahr handeln wird.
Die Vortragsreihe des Vereins, in deren Rahmen im vergangen Herbst noch einmal drei erfolgreiche Veranstaltungen durchgeführt werden konnten, bleibt auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Dennoch arbeiten wir bereits an einem neuen Programm, dass wir umsetzen werden, sobald es die Umstände wieder erlauben.
Voller Freude können wir Ihnen mitteilen, dass der 27. Jahrgang des Saale-Unstrut-Jahrbuchs pünktlich fertiggestellt und ausgeliefert werden konnte, wofür wir dem Redaktionsteam unseren Dank aussprechen!
Wir möchten darauf hinweisen, dass der Vorstand in diesem Jahr wieder Vorschläge für die Verleihung des Heinrich von Veldeke-Preises entgegennimmt.
Mit der großen Hoffnung, dass es bald wieder Gelegenheiten für gemeinsame Veranstaltungen geben wird, verbleiben wir mit den besten Grüßen!
Der Vorstand
Jonas Lengenfeld (Cottbus)
in der Marienkirche am Naumburger Dom
Donnerstag, 15.12.2022 um 19:00 Uhr
Die massiven Bergfriede des hohen Mittelalters, welche nicht selten die bis heute am besten erhaltenen Bauteile von Burgen darstellen, sind, gerade im Saaletal, ein gewohnter Anblick. In der populären Wahrnehmung schwankt ihre Rolle zwischen der des letzten Rückzugsortes im Fehdefall und jener des reinen Status- und Schauobjektes ohne jeden praktischen Nutzen.
Ihre Baukonstruktion und Gestaltung jedoch ist selten das Thema, erscheinen sie doch verglichen mit den zeitgenössischen sakralen Bauten als eher schlicht und simpel.
In der Schönburg bei Naumburg hat sich ein Bergfried des frühen 13.Jh erhalten, welcher in den vergangenen Jahren ziel ausführlicher bauforscherischer Untersuchungen wurde.
Dieser sticht nicht nur durch seine aufwendige Ausstattung mit einem repräsentativen Kamin unter vergleichbaren Bauwerken hervor. Seine baukonstruktiven und handwerklichen Details sowie Entdeckungen zum Bauablauf rücken ihn in die Nähe zeitgenössischer sakraler Großprojekte und des Naumburger Domes. Im Vortrag werden die Ergebnisse der intensiven bauforscherischen Untersuchungen präsentiert.
Jonas Lengenfeld M.A., Jahrgang 1993, ist studierter Historischer Bauforscher. Derzeit arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Bautechnikgeschichte der BTU Cottbus-Senftenberg an seiner Dissertation zur Konstruktion und Funktion hochmittelalterlicher Kamine. Die Forschungen am Bergfried der Schönburg werden gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. David Wendland durchgeführt.
Norbert Kottmann (Groß-Umstadt/Naumburg)
in der Marienkirche am Naumburger Dom
11.11.2022 um 19:00 Uhr
Der Westchor des Naumburger Doms ist einer der kunstgeschichtlich bedeutsamsten Orte in Deutschland. An kaum einer anderen Stelle ist die Erwartung so in die Höhe geschraubt, was dann mit der Vergabe des Weltkulturerbetitels noch 2018 verstärkt wurde. An dieser sensiblen Raumsituation etwas zu ändern, bedarf es guter inhaltlicher Argumente und hervorragender Kunst.
Mit der Rekonstruktion des Marienaltars von Lukas Cranach und der Neufassung der zerstörten Bildtafeln durch den Maler Michael Triegel wurde dieser Versuch gewagt.
Aber ist es 2022 noch möglich ein Altarbild mit einer Mariendarstellung glaubhaft zu malen? dazu noch im protestantischen, ja zunehmend atheistischen Deutschland? Ist es nicht ein hilflos anmutender Anachronismus, sich auf eine überkommene Ikonographie zu berufen, anstatt die kritische Bildsprache der „Moderne“ einzusetzen? Wird durch die Aufstellung des Altars nicht die Sichtbarkeit und die Sichtbeziehungen der berühmten Stifterfiguren erheblich gestört? Ist damit die Auszeichnung als Weltkulturerbestätte gefährdet?
Vielen Zeitgenossen ist der christliche Glaube fremd geworden und für viele, ist der Besuch des Naumburger Doms, eine profan gewordene Ersatzhandlung für ein eigentlich, religiös inspiriertes Bedürfnis nach Transzendenz, nach Anschaulichkeit, nach einem diffus gewordenen Glauben. Insbesondere ist aber alles, was mit „Frömmigkeit“ zu tun hat, dem Zeitgeist suspekt. Da lauscht man doch eher der sachlichen Stimme im Audioguide.
Der Vortrag wird aus kunstgeschichtlicher Sicht und zeitgenössischer Perspektive konzeptionelle und inhaltliche Argumente für einen Verbleib des Altars am jetzigen Standort liefern und dabei die Geschichte des Aufstellungsortes im Naumburger Dom eingehen. Jetzt wo wir einen freien Zugang zum Christentum haben, können wir mit seinen Inhalten auch entsprechend umgehen. Dafür steht der neue Marienaltar. Davon geht nun eine neue Botschaft aus.
Norbert Kottmann, geb. 1961, aufgewachsen auf im ländlich-katholisch geprägten Westmünsterland, 1983-88, Studium von Kunst und Design in Aachen, freischaffender Künstler in Düsseldorf und Berlin, mehre Preise und Stipendien, u.a. Karl-Schmitt-Rottluff-Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes, Ausstellungen u.a. in der Kunsthalle Düsseldorf, zuletzt 2021 im Ludwig-Forum für Internationale Kunst, Aachen, jetzt Kunstlehrer am Max-Planck-Gymnasium in Groß-Umstadt bei Frankfurt a.M., dort auch als Stadtführer tätig, -mehrere Veröffentlichungen und Vorträge zur Kunstgeschichte, Regionalgeschichte /Schwerpunkte: Architekturgeschichte, Renaissance, deutsche Spätgotik und zeitgenössische Kunst.
Jörg Riemer (Weißenfels)
in der Marienkirche am Naumburger Dom
19.05.2022 um 19:00 Uhr
Am 02. Mai jährte sich zum 250. Mal der Geburtstag Friedrich von Hardenbergs.
Unter seinem selbst gewählten Pseudonym Novalis prägte er die Epoche der Romantik maßgeblich.
Nicht nur seine Schriften, sondern sein gesamtes Leben und Wirken, möglicherweise auch sein früher Tod in Weißenfels,
spiegeln exemplarisch den Geist der Romantik. Dieser ist mehr als Weltflucht und Schwärmerei.
Weder ein Candle-Light Dinner noch ein Strandurlaub in der Südsee helfen, sich diesem Begriff zu nähern.
Stattdessen bietet die Auseinandersetzung mit Novalis einen Zugang zum Verständnis der Epoche.
Jörg Riemer, ehrenamtlicher Vorsitzender der Weißenfelser Literaturkreis Novalis e.V. wird anhand der Biografie Hardenbergs,
seinen zentralen Werken und der Auseinandersetzung mit dem Pseudonym einen aktuellen Blick auf die Romantik werfen und die Frage beantworten,
inwieweit das Konzept heute noch aktuell ist. Weiterhin soll die Rezeptionsgeschichte, einschließlich ihrer Irrwege schlaglichtartig beleuchtet werden.
Ekkehard Maaß (Berlin)
Donnerstag, 01.10.2020, 19.00 Uhr
Marienkirche am Naumburger Dom
Als 1961 im Naumburger Dom Restaurierungsarbeiten begannen, wurde das Domgestühl aus dem 19. Jahrhundert entfernt. Einige der Bänke, die an die Gemeinden des Kirchenkreises verteilt wurden, gelangten in das Schönburger Pfarrhaus, in dem Ekkehard Maaß seine Kindheit verlebte. Ekkehard Maaß berichtet in seinem Vortrag, wo die Bänke im Dom gestanden haben könnten, wie sie in Schönburg für Himmelfahrtsgottesdienste und junge Gemeinden genutzt wurden, wie sie 1971 zwei Konzerte von Wolf Biermann erlebten und auf abenteuerlichen Wegen in den 1978 gegründeten Literarischen Salon in Berlin gelangten, wo sie bis heute stehen. Auf ihnen saßen und sitzen mitunter illustre Gäste wie Christa Wolf, Heiner Müller und Franz Fühmann, Allen Ginsburg und Ernst Jandl, Politiker, Bundestagsabgeordnete und Journalisten. Ihnen allen wurde die Herkunft der Bänke erklärt, die so zu Botschaftern des Naumburger Doms wurden. Der Vortrag wird begleitet von Lichtbildern und Liedern zu Gitarre und Harmonium.
Ekkehard Maaß, geb. 1951 in Naumburg, ist Sänger und Zeitzeuge der DDR-Geschichte, Publizist, Kaukasusspezialist und Inhaber eines Literarischen Salons. Seit 1996 leitet er die Deutsch-Kaukasische Gesellschaft. 2010 erhielt er für sein ehrenamtliches Engagement das Bundesverdienstkreuz und wurde in die Liste der verdienten Bürger der Stadt Naumburg eingetragen.
Der Saale-Unstrut-Verein knüpft damit das erste Mal seit der Corona-Krise wieder an seine Vortragsreihe an. Die Vorträge finden in Zusammenarbeit mit den Vereinigten Domstiftern und unter Einhaltung eines genehmigten Hygienekonzepts mit maximal 75 Gästen in der Marienkirche statt.
Am 24. November 2019, dem Ewigsonntag, verstarb der Naumburger Theologe und Mitbegründer des Saale-Unstrut-Vereins Peter Schmidt im Alter von 87 Jahren. Die Stadt Naumburg und die Saale-Unstrut-Region verlieren mit ihm einen engagierten Lehrer und Gelehrten, der in den Jahren nach der Wiedervereinigung Deutschlands ehrenamtlich als Wegbereiter und Förderer der Kulturgeschichte und Naturkunde im südlichen Sachsen-Anhalt gewirkt hat.
Peter Schmidt wurde am 18. Februar 1932 im südamerikanischen La Paz in Bolivien geboren. Sein Vater arbeitete dort als Handelsvertreter für die deutschen Köhlmann-Werke mit Sitz in Frankfurt/Oder. 1933 kehrte die Familie nach Deutschland zurück. Noch kurz vor dem Ende des 2. Weltkriegs verlor er seinen Vater und er und seine vier Geschwister wurden Halbwaisen. Seine Schulzeit verlebte er zunächst in Frankfurt/Oder, bis er ein Stipendium für den Besuch der Landesschule Pforta bei Naumburg erhielt. Bereits mit 17 Jahren begann er in Greifswald ein Studium der Theologie, das er fünf Jahre später erfolgreich abschließen konnte. Es schloss sich ein Forschungsprojekt über den bekannten mittelalterlichen Erzbischof und Philosophen Anselm von Canterbury an. Sein großes Interesse sowohl an der lateinischen Sprache als auch der mittelalterlichen Geschichte führte ihn beruflich schließlich an die Deutsche Akademie der Wissenschaften in Berlin, wo Peter Schmidt an der vom Akademiepräsidenten Johannes Stroux eingerichteten Arbeitsstelle für das Mittellateinische Wörterbuch wirkte. Neben seiner Forschungstätigkeit engagierte er sich in seiner Berliner Zeit in verschiedenen kirchlichen Ehrenämtern und nahm regen Anteil am Wirken der Gossner-Mission, der Evangelischen Akademie sowie der 1958 initiierten Christlichen Friedenskonferenz. Nach 20 Jahren am Mittellateinischen Wörterbuch erfolgte eine Anstellung als Dozent an der CDU-Parteischule in Burgscheidungen, wo er neben seiner Lehrtätigkeit auch wöchentliche ökumenische Andachten feierte. In der Wendezeit 1989/90 trat die Politik in das Zentrum seines Schaffens, als er von der Ost-CDU zum Vorsitzenden der Grundwertekommission berufen wurde, in welcher Funktion er als Mitglied regelmäßig an den Sitzungen des sogenannten „Runden Tisches“ teilnahm. Peter Schmidts letzte berufliche Stationen führten ihn nach Magdeburg und Erfurt, wo er in den von der CDU geführten Landesregierungen als persönlicher Referent des Ministers für Umwelt (Sachsen-Anhalt) bzw. Gesundheit (Thüringen) arbeitete, bevor er in den Ruhestand ging. Der Schwerpunkt seines Wirkens lag nun ganz auf dem Ehrenamt und konzentrierte sich vor allem auf das kulturelle Erbe seiner Wahlheimat an Saale und Unstrut. Hier wurde Peter Schmidt nicht nur zum Mitbegründer sondern auch einer der engagiertesten Mitarbeiter des 1990 ins Leben getretenen „Saale-Unstrut-Verein für Kulturgeschichte und Naturkunde“. Neben seinem Einsatz für die Naumburger Musikschule, die „Naumburger Mittelalterkinder“ und dem „Naumburger Stadtgang“ steht sein langjähriges Wirken als verantwortlicher Redakteur des „Saale-Unstrut-Jahrbuchs“ in hohem Ansehen. Die Vereinsschrift, die seit 1996 auf inzwischen 25 Jahrgänge zurückblicken kann, hat sich zu dem regionalen Periodikum für kulturhistorische und naturkundliche Themen im südlichen Sachsen-Anhalt entwickelt und wird heute über die Landesgrenzen hinaus rezipiert.
Der Vorstand des Saale-Unstrut-Vereins hat mit großem Bestürzen das letzte Kapitel im Leben des geschätzten Gründungsmitglieds verfolgt und war in den Wochen der Ungewissheit in Gedanken stets bei seiner Familie. Nachdem er über einen Monat als vermisst galt, wurden Anfang des Jahres die schlimmsten Befürchtungen in einem Waldstück bei Naumburg zur traurigen Gewissheit. Peter Schmidt ist tot. Vorstand und Verein trauern um einen klugen, verantwortungsvollen und hochverdienten Gefährten sowie liebenswerten Mitmenschen.
Der Vorstand des Saale-Unstrut-Vereins für Kulturgeschichte und Naturkunde e. V.
Georg Geml (Wien)
Donnerstag, 24.10.2019, 19.00 Uhr
Seminarraum in der Domklausur, Naumburg
Dieser Vortrag entfällt aus gesundheitlichen Gründen des Referenten. Ein Nachholtermin wird an dieser Stelle rechtzeitig bekannt gegeben.
Prof. Dr. Wolfgang Schmid (Trier)
Donnerstag, 19.09.2019, 19.00 Uhr
Seminarraum in der Domklausur, Naumburg
Die Figuren der zwölf Naumburger Stifter beflügeln seit Generationen die Phantasie der Forschung. Während ihre symbolträchtige Zahl kaum Aufmerksamkeit erregte, wurde durchaus bemerkt, dass die berühmte Urkunde von 1249 eine andere Zahl, eine andere Reihenfolge und nicht zuletzt auch einen abweichenden Personenbestand der ersten Stifter (primi fundatores) nennt.
Der Vortrag versucht, eine Antwort auf die Frage der Kriterien der Auswahl zu finden, bei der die Zahl, die Reihenfolge und der Personenkreis festgelegt wurden. Hierzu ist es sinnvoll, einen Blick auf andere Stifterreihen der Zeit zu werfen, z. B. auf die 16 Kaiser und Könige an dem wenige Jahre zuvor entstandenen Aachener Karlsschrein oder die auf dem Goldenen Buch von Prüm, die ebenfalls Rätsel aufwerfen.
Prof. Dr. Wolfgang Schmid ist Professor für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Trier und Lehrbeauftragter für Bistumsgeschichte an der Theologischen Fakultät. Er promovierte 1990 über Stifter und Auftraggeber im spätmittelalterlichen Köln. Weitere Forschungsgebiete sind die Grabdenkmäler der rheinischen Erzbischöfe, Albrecht Dürers Graphiken sowie Wallfahrten und Reliquienverehrung.
Wieland Führ (Naumburg)
Donnerstag, 09.05.2019, 19.00 Uhr
Marienkirche am Naumburger Dom
August Trinius zählte zu den bekanntesten und einflussreichsten Reisebuchautoren Deutschlands und ist heute als Persönlichkeit nahezu in Vergessenheit geraten. Er veröffentlichte Werke zur deutschen Geschichte und Kultur sowie überaus zahlreiche Reise- und Wanderbücher. Im ausgehenden 19. Jahrhundert löste er den Rennsteig-Boom aus und kreierte den Slogan „Thüringen, das grüne Herz Deutschlands“, später die einprägsame Tourismus-Marke des Freistaates.
In vielen Büchern und Schriften von Trinius spiegelt sich im entscheidenden Maße die
Region an Saale und Unstrut wider. Bereits der erste Band seines 1886 begonnenen
achtbändigen Hauptwerkes „Thüringer Wanderbuch“ startet mit den beiden umfangreichen
Kapiteln „Schulpforta“ und „Rudelsburg und Saaleck“. Kurze Zeit später veröffentlichte
Trinius die Bücher „Durch´s Saalthal“ und „Durch´s Unstrutthal. Eine Wanderung von
Naumburg a.S. bis zum Kyffhäuser.“ Trotz der vielen Veröffentlichungen und der großen
Popularität ist seine Biografie bis zum heutigen Tage nur bruchstückhaft erforscht und birgt
manches Rätsel. Die Mutter von August Trinius ist aus der Region Nebra gebürtig. Seine
jüngere Schwester war mit dem in Schulpforte geborenen bekannten Berliner Architekten
Oskar Hossfeld verheiratet. Der Architekt Friedrich Hossfeld, ein Neffe von Trinius, prägte
nachhaltig das Stadtbild von Naumburg.
Erstmalig werden verschiedene neue Forschungsergebnisse mit vielen Bildern zum überaus interessanten Leben und Lebenswerk des „Thüringer Wandersmannes“ vorgestellt, der vor 100 Jahren am 2. April 1919 in Waltershausen verstarb und dessen Credo „Wandern heißt Leben!“ war.
Wieland Führ, Jahrgang 1953, ist Museologe und Historiker. Er veröffentlichte unter anderem zahlreiche Bücher und Beiträge zur Geschichte und Kulturgeschichte Mitteldeutschlands. Bekannt sind auch seine monatlich publizierten Artikel im „Burgenlandjournal“ vom Naumburger Tageblatt/MZ.
Datum: Donnerstag, 11.04.2019, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum in der Domklausur, Naumburger Dom
Referent: Michael Unruh (Oranienbaum-Wörlitz)
In diesem naturkundlichem Vortrag stehen die Spinnen und Kanker im Mittelpunkt, die in unserer Saale-Unstrut-Triasregion beheimatet sind. Vorgstellt werden einige bemerkenswerte Arten aus dem Umfang von 289 nachgewiesenen Spinnen- und 21 Kankerarten. Dahinter stehen Auswertungen aufwändiger naturkundlicher Untersuchungen zwischen den Jahren 1998 und 2003. Eingegangen wird auch auf die besonderen Verantwortung der beauftragten Verwaltungen für die Erhaltung der Offenlandstandorte, aber auch auf die Veränderungen durch invasive Spinnen- und Weberknechtarten.
Das Bild zeigt die "wunderschöne" Rote Röhrenspinne (Eresus kollari). Sie ist eine der wenigen Spinnen, die deutschlandweit nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV 2005) geschützt ist.
Unser Referent, Michael Unruh, ist Biologe im Ruhestand. Bis vor knapp zwei Jahren arbeitete er im Landesdienst. Dort war er zuletzt Mitarbeiter im Sachgebiet Arten- und Biotopschutz des Biosphärenreservates Mittelelbe.
Walter Hege gehörte zu den bekanntesten Fotografen und Filmemachern seiner Zeit. Der gebürtige Naumburger wurde berühmt mit Aufnahmen vom Dom seiner Heimatstadt. Zahlreiche Aufträge führten ihn später durch ganz Deutschland und bis nach Griechenland: Von Hege erschienen umfang- reich bebilderte Bände über mittelalterliche Dome, antike Tempel und Skulpturen, barocke Bauten in Süddeutschland sowie historische Städte. Heges Architekturaufnahmen sorgten für Aufsehen, weil sie Motive stilisierten und inszenierten. Neben der Architektur war die heimische Natur sein zweites großes Thema. Zahlreiche Aufnahmen etwa von der Mecklenburgischen Tierwelt und der Film „Am Horst der wilden Adler“ zeugen davon. Heges Bildästhetik sprach auch nationalsozialistische Auftraggeber an. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs fotografierte und filmte Hege immer wieder für NS-Funktionäre. Bis heute polarisiert sein Werk: War er brillanter „Lichtbildkünstler“ oder „Rassekunstfotograf“? Technisch profilierte sich Hege als Fachmann für Fotografie und Film und leistete einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der Farbtechnik in diesem Sektor. Trotz einer schweren Verletzung aus dem Ersten Weltkrieg, die ihn Zeit seines Lebens beeinträchtigte, war Hege ein unermüdlicher Arbeiter und verfolgte stets mehrere Projekte gleichzeitig. 1947 verließ er Thüringen und konnte in der Bun- desrepublik als „entnazifizierter“ Künstler teilweise an seine Erfolge aus der Zeit vor der deutschen Teilung anknüpfen. 1955 starb er überraschend während eines Vortrags in Weimar. Anlässlich seines 125. Geburtstags zeigt die Ausstellung im Naumburger „Schlösschen“ Ausschnitte aus Heges Bild- und Filmschaffen. Eine Kuratorenführung durch die Schau zeichnet seinen Lebensweg von den ersten Schritten als Maler über die Jahre größter Popularität bis hin zum Neuanfang in der Bundesrepublik nach. Zu sehen sind neben bekannten Aufnahmen auch Fotografien, die bisher sel- ten oder noch nie veröffentlicht wurden. Biografische Dokumente, Fototechnik und persönliche Zeit- zeugnisse ergänzen die Schau.
Yvonne Fiedler, Mitarbeiterin am Stadtmuseum Naumburg. Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Journalistik an der Universität Leipzig, später berufsbegleitend Studium Kulturmanagement in Dresden. Promotion zu privaten Galerien in der DDR. Berufliche Stationen im Museum in der „Runden Ecke“ Leipzig und im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig.
Zur Beachtung: Die Kapazität der Ausstellungsräumlichkeiten ist begrenzt, daher können nur 30 Personen eingelassen werden. Voraussichtlich steht nicht jedem Gast eine Sitzgelegenheit zur Verfügung. Um pünktliches Eintreffen wird gebeten. Den Eintritt von 3 € pro Person trägt der Saale- Unstrut-Verein, Spenden sind willkommen.
Datum: Freitag, 22.02.2019, 18.30 Uhr
Ort: Naumburg, Oberlandesgericht, Domplatz 10, Saal 525
Referent: Gerhard Fouquet (Kiel)
Die Neuordnung der Macht in Bistümern nach dem Tod eines Bischofs war stets prekär. Denn in diesen Institutionen komplexer kollegialer Herrschaft im konstitutionellen Zusammenspiel von Domkapiteln und ihren in die feudale Reichsverfassung eingebundenen bischöflich-reichsfürstlichen Oberhäuptern standen im Spätmittelalter den Wahlrechten der Domkapitel eine Reihe von Vulnerabilitäten entgegen. Denn es war einerseits mit kapitelsinternen Konflikten zwischen rivalisierenden Faktionen und entsprechenden schismatischen Ergebnissen bei Wahlen zu rechnen, denen Appellationen und Postulationen an die päpstliche Kurie von Bewerbern oder qualifizierten Minderheiten der Wähler folgen konnten. Auszuschließen waren andererseits keineswegs äußere akteurszentrierte Entscheidungen, unerwünschte Einflüsse von König und Papst, von benachbarten Dynasten und Fürsten auf künftig mögliche Szenarien der Bistumsbesetzung. Der Vortrag behandelt an wenigen exemplarischen Fällen die Gefährdungen der Bischofswahlen vornehmlich in Naumburg, Würzburg und Bamberg, wie sie sich durch Eingriffe des Avignonesischen Papsttums und des römisch-deutschen Königtums in den Zeiten Ludwigs des Bayern und Karls IV. (1314-1378) ergeben konnten.
Senior Prof. Dr. phil. Dr. h. c. Gerhard Fouquet, Jahrgang 1952, war von 2008 bis 2014 Präsident der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Er ist Leiter des Projektes „Residenzstädte im Alten Reich (1300–1800). Urbanität im integrativen und konkurrierenden Beziehungsgefüge von Herrschaft und Gemeinde“ der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und beschäftigt sich intensiv mit der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Spätmittelalters (13. bis 16. Jahrhundert).
Datum: Donnerstag, 31.01.2019, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Domklausur,Naumburg
Referent: Matthias Ludwig (Naumburg)
Der Naumburger Dom gehört nicht erst seit der Anerkennung als Welterbe der Unesco im Sommer 2018 zu den bekanntesten Kirchen im deutschsprachigen Raum. In seiner über 150jährigen Forschungsgeschichte ist eine kaum noch zu überschauende Zahl an Publikationen zu unterschiedlichen Themen erschienen. Bis heute stehen jedoch vor allem architektonische und künstlerische Aspekte im Fokus der Beschäftigung.
Doch wie sah eigentlich der Alltag an der Naumburger Kathedrale im Mittelalter aus? Welche unterschiedlichen Personengruppen hielten das geistliche Zentrum des Bistums am Laufen und wie war ihr Tag strukturiert? Und was konkret spielte sich im Dom und seiner Klausur ab?
Auf Grundlage ausgewählter mittelalterlicher Quellen aus dem Domstiftsarchiv soll der Versuch unternommen werden, einen Tag im mittelalterlichen Naumburger Dom nachzuzeichnen.
Matthias Ludwig, Jahrgang 1977, ist Mittelalter- und Landeshistoriker. Er ist Leiter des Domstiftsarchivs und der Domstiftsbibliothek Naumburg.
Datum: Donnerstag, 06.12.2018, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Domklausur,Naumburg
Referentin: Conny Dietrich (Jena)
Friedrich Nietzsche hat mit seinen Schriften die bildende Kunst des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts maßgebend geprägt. Sein Ruf nach einer „Umwertung aller Werte“ bot insbesondere den sezessionistischen Künstlern und auch Künstlerinnen eine Folie für ihre Ablehnung der herrschenden konservativen Kultur des Kaiserreichs und das Verlangen nach einer geistigen, kulturellen und künstlerischen Erneuerung.
Auch der Leipziger Grafiker, Maler und Bildhauer Max Klinger (1857–1920) zählte zu diesen Kreisen. Stand er in jungen Jahren vor allem unter dem Einfluss der Philosophie Arthur Schopenhauers, so lassen sich mit Beginn der 1890er Jahre Gedanken Nietzsches in seinem Werk nachweisen. Nietzsche und Klinger sind sich nie persönlich begegnet. Gleichwohl schuf der Künstler mit der Hermenbüste des Philosophen im Nietzsche-Archiv Weimar eines der für den Nietzsche-Kult im 20. Jahrhundert zentralen Bildnisse.
Der Vortrag beleuchtet die Rezeption Nietzsches im künstlerischen Schaffen Max Klingers. Der Einfluss des Philosophen wird exemplarisch an einzelnen Werken der Grafik, der Bildhauerei und der Malerei aufgezeigt.
Conny Dietrich, geboren in Karl-Marx-Stadt/Chemnitz, lebt und arbeitet in Jena. Sie studierte Kunstgeschichte, Mittlere und Neuere Geschichte sowie Betriebswirtschaftslehre an der Universität Leipzig, Abschluss mit einer Magisterarbeit zur Aufstellungsgeschichte von Max Klingers „Beethoven“-Skulptur (1998). Neben einem Volontariat am Museum der bildenden Künste Leipzig (2005/06) war sie vor allem selbständig tätig als Projektkoordinatorin, Autorin und Ausstellungskuratorin. Ihr Dissertationsprojekt an der Humboldt Universität zu Berlin trägt den Titel »Gebt mir eine Wand«. Die öffentlichen Wandmalereiprojekte Max Klingers. Ein Beitrag zur Monumentalmalerei im deutschen Kaiserreich. Mit einem Katalog der Vorarbeiten (Skizzen,
Studien, Kartonfragmente)“. Ab Januar 2019 wird sie im Auftrag des Museums der bildenden Künste
Leipzig am Werkverzeichnis Max Klingers mitarbeiten: Bearbeitung der Gemälde und plastischen Arbeiten des Künstlers.
Veröffentlichungen und Ausstellungen v. a. zu Max Klinger sowie zur Kunst und Kunstpolitik des 19.-21. Jahrhunderts u. a. in Kooperation mit bzw. im Auftrag von Museen in Berlin, Chemnitz, Dresden, Jena, Leipzig, Naumburg, Weimar sowie seit 2016 als Geschäftsstellenleiterin des Jenaer Kunstvereins e. V.
Im Anschluss an den Vortrag findet die Präsentation des neuen Saale-Unstrut-Jahrbuchs (Jahrgang 24, 2019) statt
Datum: Donnerstag, 8.11.2018, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Domklausur,Naumburg
Referenten: Johanna Söhnigen (Berlin) & Rainer Schmitz (Darmstadt)
Diese Veranstaltung geschieht in Kooperation mit dem Museumsverein Naumburg e.V.
Im 19. Jahrhundert wurden die Ideen von Nation und Volkstum zu bestimmenden Themen in Kunst und Architektur. Mit der zunehmenden Verwissenschaftlichung des Lebens um 1900 wurde die Volkstumsidee durch mehr oder weniger naturwissenschaftlichen Einflüsse wie der Anthropologie, Ethnologie, Psychophysik, Evolutionstheorie oder Rassentheorie durchdrungen; diese Entwicklung revolutionierte auch die moderne volkstumsorientierte Ästhetik. Der 1869 in Naumburg geborene Maler, Baumeister, Gartenarchitekt und Kulturtheoretiker Paul Schultze-Naumburg war ein maßgeblicher Protagonist dieser Entwicklung und sein Anwesen in Saaleck bei Bad Kösen ein Zentrum der neuen Bewegung. Der Vortrag versucht, den Prozess zu rekonstruieren und verschiedene Stationen und Aspekte des Weges Schultze-Naumburgs von der wilhelminischen Lebensreform zur nationalsozialistischen Kultur- und Rassenpolitik zu skizzieren.
Die Referenten arbeiten derzeit als wissenschaftliche Mitarbeiter an dem gemeinsamen Forschungsprojekt „Paul Schultze-Naumburg und die A¨sthetik des Volkstums in Architektur und Gartenkultur“. Es handelt sich um ein interdisziplinäres Forschungsvorhaben von Prof. Gert Gröning von der Forschungsstelle Gartenkultur und Freiraumentwicklung der UdK Berlin und Prof. Werner Durth vom GTA der TU-Darmstadt.
Rainer Schmitz, Dipl.-Ing. M.A., studierte Architektur an der Technischen Universita¨t und der Universita¨t der Künste in Berlin sowie Philosophie in Berlin und Düsseldorf. 2011–2014 lehrte und forschte er am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur (GTA) der TU-Darmstadt. 2014 legte er dort seine Promotionsprüfung zum „Architekturprogramm der Heimatschutzbewegung, seinem Verhältnis zur Moderne und zum nationalsozialistischen Bauen“ ab.
Johanna So¨hnigen M.A. studierte Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Linguistik an der Heinrich-Heine-Universita¨t Düsseldorf sowie an der Humboldt-Universita¨t Berlin. Im Anschluss war sie im Rahmen eines DFG-Projekts zu „Bürgerlichen Privatga¨rten in deutschen Landen um 1800 – Gestalt, Funktion und Bedeutung im Kontext des gesellschaftlichen Umbruchs“ wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Forschungsstelle Gartenkultur und Freiraumentwicklung von Prof. Gert Gro¨ning am Institut für Geschichte und Theorie der Gestaltung der Universita¨t der Künste (UdK) in Berlin. Innerhalb dieses Projekts entstand die Monografie „Grüne Genealogien der Freiheit. Friedrich Karl von Mosers Garten in Darmstadt-Bessungen.“ (2016)
Datum: Donnerstag, 18.10.2018, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Domklausur,Naumburg
Referent: Holger Volk (Halle/Saale)
Ein junger Mann schreibt in Freyburg (Unstrut) vor 150 Jahren Technik-, Fotografie- und Wissenschaftsgeschichte. Er nimmt Fotografien im nassen Kollodiumverfahren auf, um daraus mit mathematischen Berechnungen Grundriss- und Aufrisszeichnungen zu erstellen. Als Nebenprodukt entstehen das erste erhaltene Panoramafoto des Unstruttals und die ersten Fotografien von Freyburg überhaupt. Sechs der damals 22 entstandenen Fotos sind erhalten geblieben. Von wo fotografierte Meydenbauer? Wie übersetzte man das Foto in eine Zeichnung und welche Bedeutung hat diese Messmethode, die zur Grundlage des späteren Königlich Preußischen Messbildarchivs mit tausenden Fotografien von Baudenkmalen aus ganz Deutschland wird?
Diplomdesigner Holger Volk, langjähriges Vorstandsmitglied im Verein zur Rettung und Erhaltung der Neuenburg e. V., bereitete das 150 jährige Jubiläum dieses wissenschaftsgeschichtlichen Ereignisses in Freyburg vor und zeigt im Vortrag anschaulich Verfahrensweisen und Hintergründe des ersten photogrammetrischen Experiments.
Datum: Donnerstag, 13.09.2018, 19.00 Uhr
Ort: Moritzkirche, Naumburg
Referent: Wolfgang Lührs (Naumburg)
Der Vortrag, der in Kooperation mit dem Förderverein Moritzkirche Naumburg e.V. in der Moritzkirche stattfindet, befasst sich mit der familiären traditionell geprägten Herkunft der Eheleute Friedrich und Ina Hoßfeld. Sie waren beide künstlerisch genetisch vorbelastet und haben dies als Berufung gesehen. In den 20´er Jahren haben sie – Friedrich als Stadtbaurat und Ina als freischaffende Künstlerin – in Naumburg und Umgebung deutliche Spuren hinterlassen. Friedrich Hoßfeld hat das Naumburger Stadtbild entscheidend durch verschiedene Wohnviertel und durch den Neubau des Oberlandesgerichts (1914 - 1917 in seiner Eigenschaft als preußischer Regierungsbaumeister) maßgeblich geprägt. Ina Hoßfeld hat wohl ihr Hauptwerk in Weißenfels durch insgesamt 16 Glasfenster der Lutherkirche hinterlassen. Diese zeichnen sich durch Kolorit und Sandstrahl-/Glasschlifftechnik aus und repräsentieren einen teils esoterisch-anthroposophischen, teils konstruktivistischen Stil. Ihre Werke finden sich vereinzelt in der gesamten Republik; in Naumburg sind einige skulpturale Werke im Stadtbild zu finden.
Der Vortrag versucht eine charakterliche Einschätzung des Künstlerpaars und stellt die maßgeblichen Werke mit entsprechenden Aufnahmen unter Berücksichtigung ihrer Lebensläufe vor.
Referent ist Wolfgang Lührs, der sich neben seinem ehemaligen Beruf als stellvertretender General-staatsanwalt in Naumburg seit langem privat mit Kunst befasst. 2013 hat Lührs im Naumburger Schlösschen am Markt eine Sammlung klassischer dänischer Kunst des 19. Jahrhunderts gezeigt und 2015 an der Ausstellung „Naumburg und die Düsseldorfer Malerschule“ mitgewirkt. Inzwischen nach Erreichen der Altersgrenze arbeitet er als niedergelassener Rechtsanwalt in Aschersleben, hat aber seinen Wohnsitz weiterhin in Naumburg.
Datum: 14. Juni 2018, 19.00 Uhr
Ort: Moritzkirche, Naumburg
Referent: Guido Siebert (Naumburg/Berlin)
Im Rahmen des langjährigen Welterbe-Antragsverfahrens zum Naumburger Dom und der Kulturlandschaft an Saale und Unstrut rückte die Denkmalpflege im Burgenlandkreis neu in den Blickpunkt.
Allein für die Vorbereitung des Antrags wurden aufwendige denkmalpflegerische Arbeiten an einer Vielzahl mittelalterlicher Monumente vorgenommen. Davon profitieren diese auch ohne Welterbetitel. Erhaltene Baudenkmale in unserer von Weinbau und Naturschutzgebieten geprägten Kulturlandschaft entfalten identitätsstiftende Wirkung und verdeutlichen zugleich eine bis in die Anfänge des 19. Jahrhunderts zurückreichende institutionalisierte Denkmalpflege, die von Namen wie Lepsius, Schinkel und Stüler geprägt ist. Ihren Aktivitäten und der Entwicklung der Denkmalpflege in Preußen ist es neben der Arbeit des Landesamtes für Denkmalpflege heute zu verdanken, dass sich die Denkmallandschaft im südlichen Sachsen-Anhalt so gut erhalten zeigt.
Aber auch das Domkapitel hat mit der Translozierung der Johanneskapelle frühzeitig Sinn für Denkmalpflege bewiesen.
Untrennbar zur Pflege von Denkmalen gehört der Denkmalschutz, der im Kontext des Welterbetitels vor neuen Herausforderungen steht und als ein in Bewegung befindliches System Objekte gewinnt und verliert. Auch wenn nun der Welterbetitel nur noch dem Dom zugutekommt, bleibt es entscheidende Aufgabe für die Zukunft, Baudenkmäler zu erhalten und das Bewusstsein für Authentizität und Denkmalschutz zu schärfen und damit eine der wesentlichen Grundlagen für Lebensqualität und touristische Attraktivität der Region aktiv zu gestalten.
Im Vortrag kommen Standards der Bau- und Kunstdenkmalpflege und die Denkmalschutzgesetzgebung in Sachsen-Anhalt ebenso zur Sprache wie Fördermöglichkeiten für Denkmalbesitzer. Traditionelle Denkmalpflege wie auch Neueintragungen auf die Denkmalliste werden vorgestellt – Streitfälle, Diskussionen und das Verständnis für Denkmale angesprochen. Der Vortrag versteht sich als Plädoyer für einen verantwortungsvollen und offe- nen Dialog mit der Denkmalpflege.
Guido Siebert ist Kunsthistoriker und gelernter Steinmetz in der Denkmalpflege. Er war Ausstellungssekretär der Landesausstellung 2011 in Naumburg und verantwortete die Gesamtredaktion des dreibändigen Ausstellungskatalogs. Als Autor und Fotograf war er am Welterbeantrag der Saale-Unstrut-Region beteiligt. 2015 ku- ratierte er die Ausstellung „Naumburg und die Düsseldorfer Malerschule“ im ehemaligen Schwurgericht. Ge- meinsam mit Leonhard Helten ist er Herausgeber des Tagungsbandes „Glasmalerei in der Architektur des 13. Jahrhunderts“ und leitete die Tagung „Kontinente der Kunstgeschichte“ zum 150. Geburtstag von Wilhelm Vöge in Schulpforte. Er ist Vorstandsvorsitzender des Fördervereins Moritzkirche Naumburg e.V. und Vorstandsmitglied des Saale-Unstrut-Vereins sowie Redaktionsmitglied des Saale-Unstrut-Jahrbuchs. Guido Siebert wohnt mit seiner Familie in Naumburg und ist seit 2015 als Referent für Denkmalförderung bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Berlin tätig.
Am 1. Juli 2018 wurde der Naumburger Dom offiziell in das Weltkulturerbe der UNESCO eingeschrieben. Damit führten die seit annähernd 20 Jahren angestrengten Bemühungen, die von vielen Menschen und Institutionen in der Saale-Unstrut-Region getragen worden waren, zum verdienten Erfolg. Der Saale-Unstrut-Verein hat mit seinen Publikationen und Veranstaltungen die Arbeit am Welterbe-Antrag seit vielen Jahren unterstützt.
Datum: 17. Mai 2018, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Domklausur
Referent: Jördis Körner (Halle)
Das Kloster Pforta bei Naumburg ist eine Gründung der Zisterzienser aus dem frühen 12.
Jahrhundert. Der heutige Kirchenbau datiert hundert Jahre später, um 1251.
Hier vereinen sich traditionelle Elemente der zisterziensischen Ordenstradition, resultierend aus den Filiationslinien der großen burgundischen Zisterzen, mit der einheimischen Bautradition Mitteldeutschlands.
Die turmlose Westfassade der Klosterkirche von Pforta stammt aus dem letzten Viertel des 13. Jahrhunderts und zeigt einen für Zisterzienserkirchen ungewöhnlichen Aufbau sowie einen reichen Figurenschmuck.
Im Vortrag geht es um die architekturgeschichtliche Stellung der Pförtner Westfassade. Wo liegen die Besonderheiten? Welche Bauten dienten als Vorbilder? Gibt es in der eigenen Filiationslinie Rezeptionsbauten?
Dr. Jördis Körner, Jahrgang 1985, studierte Kunstgeschichte und Prähistorische Archäologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 2017 erschien Ihre Dissertationsschrift Die Klosteranlage von St. Marien zu Schulpforte (Pforta) und ihre Filiationen in Mittelosteuropa. Sie arbeitet derzeit am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Halle.
Datum: 26. April 2018, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Domklausur
Referent: Kristine Glatzel, Ulrike Rothe und Dr. Burkhardt Kolbmüller
Das gut 100 km von Naumburg entfernte Schwarzatal im benachbarten Thüringen war im 19. und 20. Jahrhundert eine bevorzugte Region für die Sommerfrische in Deutschland. Ausgehend von den Sommeraufenthalten der Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt und ihrer Gäste entwickelte sich dort ein Zustrom von Erholungsuchenden, in dessen Folge eine Vielzahl an Pensionen und Hotels in der sogenannten Sommerfrische-Architektur entstanden. Nach der Wiedervereinigung geriet das Tal durch die internationale Reiselust unserer Bevölkerung in Vergessenheit. Durch fehlende Nutzung und die Abwanderung vieler Einheimischer fielen mehr und mehr herausragende Architekturen leer. Die Zukunftswerkstatt Schwarzatal, ein Zusammenschluss aus engagierten Bewohnern des Tals, hat sich aufgemacht, diese Entwicklung zu stoppen und neue Nutzungen für die Häuser zu finden. Mit Unterstützung der aktuell stattfindenden Internationalen Bauausstellung IBA Thüringen haben erste Umbauten begonnen, die durch öffentliche Aktionen wie beispielsweise den seit drei Jahren stattfindenden „Tag der Sommerfrische“ am letzten Augustwochenende begleitet werden. Die drei Vortragenden werden in die historische Sommerfrische des Schwarztals einführen, ausgewählte Gebäude vorstellen und über erste Erfolge ihrer Aktionen berichten. Eine herausragende Kulturlandschaft stellt sich für die Zukunft neu auf.
Kristine Glatzel, geb. 1938 in Weimar, aufgewachsen in Schwarzburg, Fachlehrerin für Chemie in Querfurt, 1970-1984 Direktorin Burg Querfurt, 1990-2003 Direktorin Schloss Neuenburg, Rückkehr nach Thüringen, ehrenamtliche Arbeit für Schloss Schwarzburg, Mitarbeit in der Zukunftswerkstatt Schwarzatal, Ehrenmitglied der Fördervereine Schloss Neuenburg und Schwarzburg, Ehrenmitglied der Deutschen Burgenvereinigung e.V., Publikationen zu den Themen Burgen und Schlösser und Elisabeth von Thüringen, Vortragstätigkeit.
Ulrike Rothe gehört zum Gründungsteam der IBA Thüringen. In der Vorbereitungsphase war sie im Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr als Mitautorin der IBA Machbarkeitsstudie tätig. Zuvor arbeitete sie bei der IBA Fürst-Pückler-Land (IBA see) in der Projektentwicklung, leitete die Bereiche Kommunikation und Besucherzentrum und hatte 2010 die Gesamtleitung für das Finaljahr der IBA see. Ulrike Rothe ist gelernte Handweberin, studierte Malerei/Grafik in Schneeberg und Architektur in Weimar, Stuttgart und Kopenhagen und arbeitete im Bereich Landschaftsarchitektur an den Universitäten Karlsruhe und Berkeley (USA) und weiteren Hochschulen. Sie ist Mitglied in der Architektenkammer sowie im Deutschen Werkbund und war mehrjährige Vorsitzende des sächsischen Werkbundes.
Dr. Burkhardt Kolbmüller, 1957 geboren in Naumburg, ist Kulturwissenschaftler und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Entwicklung ländlicher Räume. Gemeinsam mit seiner Frau betreibt er in Bechstedt / Schwarzatal einen Kulturnaturhof, u.a. mit einer Hofmosterei, Seminarbetrieb und Kulturscheune. 2011 initiierte er gemeinsam mit Kristine Glatzel die Zukunftswerkstatt Schwarzatal, um die ehemals prosperierende, heute nahezu vergessene Region am Rande des Thüringer Waldes neu zu beleben. Seit 2014 ist die Zukunftswerkstatt Partner der Internationalen Bauausstellung IBA Thüringen und veranstaltet u.a. den jährlichen "Tag der Sommerfrische.
Datum: 12. April 2018, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Domklausur
Referent: Heiner Lück (Halle-Wittenberg)
Die an vielen Kirchen deutlich sichtbaren Einkerbungen, vor allem in Portalnähe,
sind gewiss vielen interessierten Betrachtern aufgefallen. Auch an Profanbauten sind sie, wenn auch
in weniger stattlicher Anzahl, zu sehen. Da auch runde Ausschürfungen vorkommen, hat man dieses
Phänomen als "Wetzrillen" bzw. "Rillen" und "Näpfchen" bezeichnet.
Von der äußeren Erscheinung her besteht ein Zusammenhang mit den aus der Archäologie bekannten "Näpfchensteinen". Eindrucksvoll groß sind etwa die eingekerbten Vertiefungen an den Pfeilern des Kreuzgangs am Merseburger Dom. Aber auch an der Kirche von Laucha sind die Rillen unübersehbar vorhanden. Der derzeitige Befund legt eine massenhafte Verbreitung dieser bewusst vorgenommenen Vertiefungen nahe. Bis heute gibt es kaum schlüssige Erklärungen für die Entstehung, die Funktion und das Alter der Rillen und Näpfchen. Im frühen 20. Jh. wurden die Rillen über die Forschungsliteratur in eine Verbindung mit dem Rechtsleben im Mittelalter gebracht. In dem Vortrag soll versucht werden, einige Neuansätze zur Interpretation und Einordnung der Rillen und Näpfchen
aufzuzeigen.
Univ.-Prof. Dr. iur. Heiner Lück, Jahrgang 1954, ist Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Europäische, Deutsche und Sächsische Rechtsgeschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie Ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig.
Datum: 15. März 2018, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Domklausur
Referent: Michael Unruh (Oranienbaum-Wörlitz)
Nahe der Stadt Zeitz gelegen, befindet sich im Übergang der Halle-Leipziger Tieflandsbucht zum Thüringer Berg- und Hügelland der Zeitzer Forst. Er ist mit seinen 1800 Hektar die größte zusammenhängende Waldfläche im Süden Sachsen- Anhalts. Als historisch vom Menschen genutztes Waldgebiet weist der Zeitzer Forst eine immer noch erstaunliche Vielfalt auf. Durchsetzt mit wertvollen Offenlandflächen bietet die strukturreiche Landschaft Lebensraum für allein 480 Pflanzenarten, sowie für seltene und gefährdete Tierarten, zu denen der Schwarzstorch und Moorforsch gehören.
Im Vortrag werden neue Erkenntnisse vorgestellt, die mit dem Zeitzer Forst im weiteren Sinn zu tun haben. Ein Themenschwerpunkt wird den bisher vorliegenden Ergebnissen der jungsteinzeitlichen Grabung am Forstrand gewidmet. Außerdem werden neue Quellen zur historischen Nutzung und militärischen Nutzung dieser Landschaft vorgestellt, sowie die Beweidungsergebnisse behandelt.
Michael Unruh, Jahrgang 1952, ist Biologe im Landesdienst. Im Sachgebiet Arten- und Biotopschutz des Biosphärenreservates Mittelelbe ist er als Mitarbeiter für den faunistischzoologischen Teil der Elbeökologie mit zuständig. Er ist Mitautor an den landesweiten Verzeichnissen der Roten Listen. Seine Vorliebe gilt nach wie vor den bewaldeten oder offenen Hängen an Saale, Unstrut und Weißer Elster, Weinberge aber werden bevorzugt.
Auch dieses Jahr lädt der Saale-Unstrut-Verein zur Tagesexkursion ein. Am
26. Mai 2018 fahren wir in das Museum Kloster und Kaiserpfalz Memleben sowie zu den
ehemaligen Klosteranlagen in Reinsdorf (Nebra) und in Donndorf.
Unter dem Motto „Kloster + Welt. Die Klosterlandschaft an Saale und Unstrut“ führen uns diese
und noch weitere Orte vor Augen, welche Bedeutung die Klöster als Zentren des Glaubens und
Wissens für die Entwicklung unserer Kulturlandschaft hatten. Sie sind dieses Jahr
Korrespondenzstandorte der Sonderausstellung „Wissen + Macht. Der heilige Benedikt und die
Ottonen“ im Museum Kloster und Kaiserpfalz Memleben vom 7. Mai bis zum 15. Oktober 2018.
8:00 Uhr | Abfahrt in Naumburg |
9:00 Uhr | Führung in der Kirche Reinsdorf und Weingut Bobbe |
11:30 Uhr | Mittagessen im Restaurant Waldschlösschen (Wangen) |
13:00 Uhr | Führung zur Sonderausstellung „Wissen + Macht“ in Kloster Memleben |
14:30 Uhr | Die Klosterlandschaft an Saale-Unstrut und Elster im Mittelalter – ein Vortrag von Matthias Ludwig in Memleben |
16:15 Uhr | Führung zum ehemaligen Kloster Donndorf |
18:00 Uhr | Rückfahrt nach Naumburg |
Der Unkostenbeitrag liegt bei 38,00 Euro. Darin sind die gemeinsame Busfahrt sowie alle Eintritts- und Führungskosten enthalten. Das Mittagessen ist selbst zu zahlen. Der Beitrag ist auf das Vereinskonto zu überweisen.
Vereinskonto bei der BurgenlandsparkasseDatum: 15. Februar 2018, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Domklausur
Referent: Matthias Ripp (Regensburg)
Die Altstadt von Regensburg mit Stadtamhof ist seit 1945 die einzige in ihrer Gesamtheit erhaltene
und bis heute kontinuierlich funktionierende mittelalterliche Großstadt in Deutschland. 2006 hat die UNESCO die Altstadt
von Regensburg mit Stadtamhof zum Welterbe erklärt. Bereits 2007 hat die Stadtverwaltung einen eigenen Arbeitsbereich
„Welterbekoordination“ eingerichtet. Von einem kleinen interdisziplinären Team wird hier Schutz, Entwicklung und Vermittlung
der Welterbestätte koordiniert und organisiert.
Zu den Aufgaben gehört neben dem Monitoring vor allem in Bezug auf große Bau- und Planungsvorhaben auch Projektentwicklung
und die Begleitung von Schnittstellenprojekten, auch mit anderen Kommunen im europäischen Raum. Ein großer Arbeitsschwerpunkt
ist die Vermittlung und Kommunikation der Welterbestätte an Bürgerinnen und Bürger sowie Besucher und Fachleute aus verschiedenen
Disziplinen. Der Austausch und Transfer von Wissen und Erfahrungen in verschiedenen nationalen und internationalen Städtenetzwerken
sowie wissenschaftliche Kooperationsprojekte zu Forschung und Lehre runden das Portfolio ab.
Matthias Ripp ist historischer Geograph und Welterbekoordinator der UNESCO-Welterbestätte „Altstadt Regensburg mit Stadtamhof“. Er ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft UNESCO-Welterbe-Altstädte beim Deutschen Städtetag, Mitglied im European Heritage Panel und Regionalkoordinator der Region Nord-West-Europa und Nordamerika für die Organisation der Welterbe-Städte (OWHC).
Datum: 18. Januar 2018, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Domklausur
Referent: Kristine Glatzel, Ulrike Rose und Dr. Burkhardt Kolbmüller
Das gut 100 km von Naumburg entfernte Schwarzatal im benachbarten Thüringen war im 19. und 20. Jahrhundert eine bevorzugte Region für die Sommerfrische in Deutschland. Ausgehend von den Sommeraufenthalten der Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt und ihrer Gäste entwickelte sich dort ein Zustrom von Erholungsuchenden, in dessen Folge eine Vielzahl an Pensionen und Hotels in der sogenannten Sommerfrische-Architektur entstanden. Nach der Wiedervereinigung geriet das Tal durch die internationale Reiselust unserer Bevölkerung in Vergessenheit. Durch fehlende Nutzung und die Abwanderung vieler Einheimischer fielen mehr und mehr herausragende Architekturen leer. Die Zukunftswerkstatt Schwarzatal, ein Zusammenschluss aus engagierten Bewohnern des Tals, hat sich aufgemacht, diese Entwicklung zu stoppen und neue Nutzungen für die Häuser zu finden. Mit Unterstützung der aktuell stattfindenden Internationalen Bauausstellung IBA Thüringen haben erste Umbauten begonnen, die durch öffentliche Aktionen wie beispielsweise den seit drei Jahren stattfindenden „Tag der Sommerfrische“ am letzten Augustwochenende begleitet werden. Die drei Vortragenden werden in die historische Sommerfrische des Schwarztals einführen, ausgewählte Gebäude vorstellen und über erste Erfolge ihrer Aktionen berichten. Eine herausragende Kulturlandschaft stellt sich für die Zukunft neu auf.
Kristine Glatzel (Bechstedt) war von 1990 bis 2003 Direktorin von Schloss Neuenburg, in Freyburg an der Unstrut und engagiert sich im Förderverein Schloss Schwarzburg.
Ulrike Rose (Berlin) ist Baukultur-Vermittlerin, Vorstandsmitglied des Fördervereins Bundesstiftung Baukultur und Kulturmanagerin („kulturräume gestalten“).
Dr. Burkhardt Kolbmüller (Bechstedt) ist Vorsitzender der Zukunftswerkstatt Schwarzatal.
Datum: 7. Dezember 2017, 19.00 Uhr
Ort: Marienkirche am Naumburger Dom
Referent: Johannes Tripps (Leipzig)
Zu den Faszinosa des Mittelalters gehören „Kultgehilfen“ in Menschen- und Engelsgestalt, die dem Priester am Altar assistierten und damit ihre Genese den jeweiligen Kulthandlungen samt ihrer theologischen Auslegung verdanken. Oft waren die Figuren als Automaten gestaltet, so dass sie sich während der Messe bewegten. Der Naumburger Atzmann ist Teil einer ganzen Gruppe von Altargerät in Menschen- und Engelsgestalt, das zwischen ca. 1150 und 1530 entstand und sowohl in erhaltenen Beispielen als auch in Zeichnungen überliefert ist oder in Quellen beschrieben wird. Der Vortrag möchte einen kaleidoskopartigen Einblick in ein faszinierendes Thema des Spätmittelalters geben und dessen geistesgeschichtlichen Hintergrund aufzeigen.
Prof. Dr. phil. habil. Johannes Tripps, Prodekan der Fakultät Medien der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, lehrt am dortigen Studiengang Museologie das Fach „Kunstgeschichte der materiellen Kultur“.
Der Vortrag bietet zugleich die Gelegenheit zur Vorstellung des neuen Saale-Unstrut-Jahrbuches für das Jahr 2018.
Datum: 9. November 2017, 19.00 Uhr
Ort: Marienkirche am Naumburger Dom
Referent: Maria Deiters (Potsdam)
Der Vortrag gibt Einblicke in die aktuelle Arbeit des Corpus Vitrearum Medii Aevi (CVMA) zu den Glasmalereien des Naumburger Doms. Das Akademienprojekt CVMA Deutschland hat die Aufgabe, alle mittelalterlichen Glasmalereien in Deutschland zu erfassen, zu erforschen und in Corpus-Bänden zu publizieren. Dem Naumburger Dom, der mit den Glasmalereien in zwei Chören eines der bedeutendsten Ensembles dieser für das Mittelalter zentralen Kunstgattung in Europa besitzt, wird ein eigener Band gewidmet sein. In Naumburg verknüpft sich die Arbeit des CVMA mit dem aktuell begonnenen Projekt zur Restaurierung der Glasmalereien. Das ermöglicht eine eingehende und interdisziplinäre Analyse des Bestands, ohne die der bisherigen Forschung zu den – schon durch ihre hohe Anbringung schwer im Einzelnen erkennbaren und durch mehrere Restaurierungen überformten – Glasmalereien Grenzen gesetzt waren. So brachten der 2016 erfolgte Ausbau von Probefeldern und die Einrüstung von zwei Fenstern im Westchor erste Eindrücke vom Überlieferungszustand der Scheiben, ihrer ursprünglichen Qualität und Wirkung. Hiervon wird im Vortrag ebenso zu berichten sein wie von den Ergebnissen der umfassenden Archivstudien (u.a. im Domstiftsarchiv), die uns einen genauen Einblick in die Restaurierungsgeschichte der Fenster geben. Dies hilft nicht nur bei der Beurteilung des mittelalterlichen Bestands, sondern bedeutet auch eine Würdigung der Restaurierungsleistungen und glasmalerischen Ergänzungen des 19. und 20. Jahrhunderts, die den Eindruck von Fenstern und Chorräumen heute entscheidend mit prägen.
Dr. Maria Deiters ist Kunsthistorikerin und leitet die CVMA. Arbeitsstelle für Glasmalereiforschung Potsdam an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
Datum: 19. Oktober 2017, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Domklausur
Referent: Michael Unruh (Oranienbaum-Wörlitz)
Wir bitten um Entschuldigung. Der Vortrag wird zu einem anderen Termin nachgeholt.
Datum: 14. September 2017, 19.00 Uhr
Ort: Moritzkirche, Naumburg
Referent: Matthias Ludwig (Naumburg)
Die mittelalterliche Naumburger Domfreiheit stellt einen städtebaulichen Sonderfall dar. Bis heute drängt sich dem Besucher, der vom Markt kommend über den Steinweg den Dom erreicht die Allee des Lindenrings als eine deutliche architektonische Zäsur im Naumburger Stadtbild sofort auf. Noch dramatischer wirkt der geteilte Cha - rakter der Stadt beim Blick auf eine Luftaufnahme, der deutlich zwei voneinander geschiedene, jeweils zum großen Teil grün umsäumte Bezirke, offenbart. Während der deutlich größere Bezirk im Osten der Ausdehnung der mittelalterlichen Bürgerstadt entspricht, erkennen wir im kleineren, sich nordwestlich anschließenden Bezirk die ältere Bischofsstadt bzw. Domfreiheit. Für den Besucher und auch die allermeisten Einheimischen ist kaum vorstellbar, dass diese beiden so dicht beieinander liegenden Siedlungen bis zum Jahr 1832 über viele Jahrhunderte als separate Städte existierten. Im Vortrag soll es um die Entwicklung der Naumburger Domfreiheit im Mittelalter gehen. Es soll dabei Fragen nach ihrer Ausdehnung, ihrer Befestigung und der Zusammensetzung ihrer Bevölkerung nachgegangen werden.
Matthias Ludwig, Jahrgang 1977, ist Mittelalter- und Landeshistoriker. Er ist Leiter des Domstiftsarchivs und der Domstiftsbibliothek Naumburg.
ACHTUNG: Der urspünglich geplante Vortrag von Wolfgang Lührs "Die Hoßfelds . Architektur und Kunst in Naumburg" wird nachgeholt. Der Termin wird später an dieser Stelle bekanntgegeben.
Datum: 15. Juni 2017, 19.00 Uhr
Ort: Moritzkirche, Naumburg
Referent: Reinhard Schmitt (Halle)
Der Burgenlandkreis trägt seinen Namen zu Recht: Zahlreiche Burgen von der Ur- und Frühgeschichte bis ins späte Mittelalter bezeugen dies eindrücklich. Als ein wichtiger Bestandteil der hochmittelalterlichen Burgen zählt der Bergfried zu den wichtigsten Bestandteilen einer Burg. Im Vortrag werden nicht nur die Funktion von Bergfrieden erläutert und die Türme im Kreis vorgestellt, sondern auch an Hand anderer Bauten die zahlreichen Besonderheiten besprochen. Entgegen der Forschungsmeinung des 19. Jahrhunderts, die bis heute oft unreflektiert übernommen wird, war der Bergfried nicht der letzte Rückzugsort der Burgherrenfamilie, sondern vielmehr eine besondere "Zugabe": Seht her! Einen eher unnützen Turm wie den Bergfried haben wir uns geleistet, um unsere Macht und rechtlichen Zuständigkeiten repräsentativ zum Ausdruck zu bringen.
Reinhard Schmitt ist diplomierter Archäologe und Bauhistoriker am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. Seit mehr als 35 Jahren liegt sein Arbeitsschwerpunkt in der bauhistorischen Erforschung mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Sakral- und Profanbauten. Von ihm sind zahlreiche Publikationen zu Burgen und Klöstern Sachsen-Anhalts erschienen.
ACHTUNG: Dieser Vortrag war ursprünglich erst für September geplant und ist nun vorgezogen. Der Vortrag von Wolfgang Lührs "Die Hoßfelds . Architektur und Kunst in Naumburg" findet am 14. September statt.
Datum: 18. Mai 2017, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Domklausur
Referent: Torsten Pietsch (Halle)
Tagfalter sind vermutlich die populärste und bekannteste Insektengruppe Deutschlands. Mit 190 Arten nehmen sie allerdings nur einen kleinen Anteil der etwa 3.700 hier vorkommenden Schmetterlingsarten ein. Zu ihnen gehören einige der schönsten, aber auch geheimnisvollsten Schmetterlingsarten. Von jeher beeindrucken uns die Verwandlung einer unscheinbaren Raupe in einen farbenprächtigen Schmetterling, die vielfältigen Farben und Muster ihrer Flügel oder die Leichtigkeit ihres Fluges auf sommerbunten Wiesen. Die ökologischen Anforderungen vieler Arten sind sehr hoch, da sie von Lebensräumen mit sehr spezifischen biotischen und abiotischen Bedingungen abhängig sind. Ihr Vorkommen in einem Lebensraum wird hauptsächlich davon bestimmt, ob Imagines und Raupen ihre Futterpflanzen vorfinden. Der derzeit überall zu beobachtende Rückgang der Arten sowie der Individuen hat auch vor den Schmetterlingen des Saale-Unstrut-Gebietes nicht haltgemacht. Schmetterlinge sind Leben; und Leben braucht vielfältigen Lebensraum, um leben zu können. Im Vortrag werden diese Aspekte anschaulich dargestellt.
Torsten Pietsch, Jahrgang 1964, ist Diplom Agrar-Ingenieur aus Halle an der Saale. Er arbeitet als Referent bei der Oberen Naturschutzbehörde im Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalts in Halle und war von 1990 bis 2003 Leiter der Naturschutzstation Unstrut-Triasland mit Sitz in Nebra und Naumburg. Im Saale-Unstrut-Jahrbuch hat er die Naturschutzgebiete der Triaslandschaft vorgestellt sowie Beiträge über die Flora und Fauna der Region veröffentlicht. Als Redaktionsmitglied betreut er die naturkundlichen Beiträge.
Datum: 13. April 2017, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Domklausur
Referent: Guido Siebert (Naumburg)
Vor genau 120 Jahren wurde zum ersten Mal ein leitender Bildhauer der sogenannten Naumburger Werkstatt in der kunsthistorischen Fachliteratur als „Naumburger Meister“ beschrieben. Seitdem spricht man von ihm wie von einer realen Person. Wenn es um Uta und die Stifterfiguren geht, wird er mit großer Selbstverständlichkeit als Schöpfer der Skulpturen, ja als Entwerfer des gesamten Westchors genannt. Deswegen gilt er inzwischen sogar als sogenannter Bildhauerarchitekt.
Doch gab es den „Naumburger Meister“ überhaupt und wenn ja, welche Position könnte er innerhalb des mittelalterlichen Baubetriebs am Dom eingenommen haben?
Keine Schriftquelle, keine Signatur legt Zeugnis ab von einem Bildhauer oder Architekten, den man mit der Entstehung des Westchors oder mit der Ausführung der Stifterfiguren in Zusammenhang bringen könnte. Gleichwohl musste im 13. Jahrhundert ein straff organisierter und hierarchisch strukturierter Baubetrieb am Naumburger Dom existieren, eingebunden in ein überregionales Netzwerk und getragen von einer gebildeten Auftraggeberschaft, in dem eine oder mehrere Personen in etwa jene Rolle einnahmen, die dem „Naumburger Meister“ heute zugesprochen wird.
Ausgehend von Architektur und Bildhauerarbeiten als alleiniger Quelle richtet der Vortrag einen neuen Blick auf Westchor, Stifterfiguren und Lettner. Er stellt nach dem Prinzip der Händescheidung individuelle Spuren vor und deckt Unterschiede auf, die deutlich machen, dass mehr als ein Bildhauer beteiligt gewesen sein muss und dass die Mitarbeiter unterschiedliche Stellungen innerhalb der Bildhauerwerkstatt innehatten.
Folgende Fragen werden u.a. behandelt: Wie hat man sich Struktur und Tätigkeit der Bildhauerwerkstatt am Dom vorzustellen? Wie entstanden die Stifterfiguren und was sagen uns Steinmetzzeichen? Wie stellen wir uns heute einen Bildhauerarchitekten vor, und ist diese Vorstellung mit der Realität des mittelalterlichen Baubetriebs in Übereinstimmung zu bringen? Gibt es namentlich bekannte Bildhauer und Architekten, mit denen ein „Naumburger Meister“ vergleichbar wäre? Hatte der „Naumburger Meister“ Schüler, und woran kann man sie erkennen?
Guido Siebert absolvierte eine Ausbildung zum Steinmetz in der Denkmalpflege und studierte Kunstgeschichte und Geschichte in Berlin. Er war Ausstellungssekretär der Landesausstellung Sachsen-Anhalt 2011, kuratierte 2015 die Ausstellung „Naumburg und die Düsseldorfer Malerschule“ und führte Lehraufträge an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und an der Freien Universität Berlin aus. Neben Glasmalerei und Bildhauerei forscht er zu mittelalterlichen Werkstattfragen (jüngste Publikation: Glasmalerei in der Architektur des 13. Jahrhunderts, hg. von U. Bednarz, L. Helten und G. Siebert, Berlin 2017). Seit 2015 ist er als Referent für Denkmalförderung bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz tätig.
Datum: 16. März 2017, 19.00 Uhr
Ort: Marienkirche am Dom
Referent: Matthias Ludwig (Naumburg)
Martin Luther hat gute Chancen, die am häufigsten genannte historische Persönlichkeit des Jahres 2017 zu werden. Ungezählte Ausstellungen, Bücher und Medienformate aller Couleur widmen sich nicht nur in Deutschland seinem Leben und nicht unumstrittenen Wirken. Selbst die kleinsten Orte, in die der Reformator seine Schritte gelenkt hat, sei es der historischen Bedeutung oder auch nur dem Zufall geschuldet, bemühen sich voller Eifer darum, am Jubeljahr der Reformation zu partizipieren. Die Kleinstadt Naumburg – im Jahr 1517 übrigens mehr als doppelt so groß wie Wittenberg – hat allen Grund, sich in den Reigen der Wirkungsorte Martin Luthers einzustellen. Neben eher zufälligen Aufenthalten, die den Hauptverkehrswegen des 16. Jahrhunderts zuzuschreiben sind, trat der ehemalige Mönch in der Saalestadt wenigstens einmal als prominenter Akteur in einem herausragenden Ereignis der Reformationszeit auf, als er 1542 mit Nikolaus von Amsdorf den ersten evangelischen Bischof der Welt im Naumburger Dom die Weihe erteilte. Ziel des Vortrages ist es, den Spuren Luthers in Naumburg nachzugehen.
Matthias Ludwig, Jahrgang 1977, ist Mittelalter- und Landeshistoriker. Er ist Leiter des Domstiftsarchivs und der Domstiftsbibliothek Naumburg.
Datum: 16. Februar 2017, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Klausur am Naumburger Dom
Referenten: Susanne Kröner (Naumburg)
Verschiedene Frauen haben sich die letzten 200 Jahre in Naumburg schriftstellerisch betätigt und in den letzten Jahren sind sie auch wieder in unser Bewusstsein gerückt. Über zwei von Ihnen soll in diesem Vortrag, in Hinblick auf ihren Bezug auf Naumburg und der Umgebung, gesprochen werden.
Benedikte Naubert (1756-1819), geboren in Leipzig, gilt als die Begründerin des historischen Romans. Sie schrieb über 50 Bücher. Zu ihren Werken zählen neben Romanen aber auch Erzählungen und Novellen. Wichtig ist zudem auch die Märchensammlung, die sie von 1789-1792 herausgegeben hat. Seit 1808 ist der Erscheinungsort ihrer Schriften Naumburg, wo sie seit 1797 bis zu ihrem Tod in zwei Ehen auch wohnte. Sie galt als geistreich und gut gebildet. Durch ihre Werke wurde sie gerühmt, gute Geschichtskenntnisse zu haben und einen klaren Verstand, verbunden mit lebendiger Einbildungskraft.
Karoline von Kamiensky (1755-1813), begann im Alter von 13 Jahren mit ihren ersten dichterischen Versuchen. Durch die Versetzung ihres Vaters, einem sächsischen Offizier, an das Regiment „Prinz Xaver“ kam sie mit nach Naumburg. Nach dem Tod des Vaters kehrte sie 1800 allerdings in ihre Geburtsstadt Dresden zurück, wo sie 1813 auch starb. In den Jahren in Naumburg beschäftigte Sie sich zumeist mit der Dichtkunst. Hier sind viele ihrer Werke entstanden. Mit dem Gedicht "Die goldene Aue" hat sie dem Unstrut-Tal ein Denkmal gesetzt.
Susanne Kröner leitet bereits seit 1995 das Naumburger Stadtarchiv und begegnet seither dabei der Geschichte der Stadt von den unterschiedlichsten Fragestellungen und den unterschiedlichsten Zeitläufen her. Ihr Interesse gilt dabei insbesondere den Naumburger Frauen in privatem wie öffentlichem Leben, in Wirtschaft und Kunst.
Datum: 26. Januar 2017, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Klausur am Naumburger Dom
Referenten: Henry Mill (Naumburg), Torsten Pietsch (Halle), Reinhard Schmitt (Halle), Guido Siebert (Naumburg/Berlin)
1996 gab der Saale-Unstrut-Verein den ersten Band seines Jahrbuchs heraus. Seitdem erschienen ununterbrochen 22 Bände, von denen der aktuelle des Jahres 2017 jüngst vorgestellt wurde. Seit langem beständig auf 160 Seiten erfahren die Leser Wissenswertes zur Kulturgeschichte und Naturkunde der Region um den Zusammenfluss von Saale und Unstrut. Anlässlich des 20. Jahrgangs wurde 2015 sogar ein 230-Seiten starkes Heft erstellt. In einer Spannweite vom Essay bis zum wissenschaftlichen Aufsatz betrachten Autoren die Kulturlandschaft und deren Denkmäler sowie Personen und deren Geschichte(n). Geographisch werden dabei im Sinne eines erweiterten Horizonts die Grenzen des Burgenlandkreises regelmäßig überschritten, so dass auch überregionale Bibliotheken das Saale-Unstrut-Jahrbuch für ihren Bestand erwerben. Dies gibt Anlass, sowohl zurückzublicken auf die Anfänge und die kontinuierliche Arbeit der ehrenamtlichen Redaktion, die sich stets aufs Neue um lesenswerte Themen und kompetente Autoren bemüht, als auch vorauszuschauen auf zukünftige Pläne. Für die Redaktion ist nach dem Heft vor dem Heft. Anlass auch, den früheren Redaktionsmitgliedern zu danken, ohne deren Einsatz es das Jahrbuch längst nicht mehr geben würde. Im Einzelnen widmen sich die Vortragenden folgenden Themen: Guido Siebert (Kunstgeschichte) stellt die Bedeutung des Jahrbuchs für die Region sowie für den Welterbeantrag heraus und verdeutlicht die Verknüpfung von Wissenschaft und Öffentlichkeit. Henry Mill (Homepage) zeigt die technischen Aspekte, die Einbindung in die Homepage des Vereins und wird statistische Angaben liefern. Zugleich widmet er sich der Frage nach einer zukünftigen digitalen Version des Jahrbuchs. Torsten Pietsch (Naturkunde) beschreibt die naturkundlichen Inhalte sowie die Vernetzung zur Wissenschaft auf diesem Gebiet. Reinhard Schmitt (Bauforschung), der auch für den Kontakt zum Verlag und der Lektorin zuständig ist, erklärt die eigentliche redaktionelle Arbeit und die praktische Entstehung des Jahrbuchs. Matthias Ludwig (Geschichte) kann leider nicht teilnehmen.
Der Saale-Unstrut-Verein nutzt die Veranstaltung, um nach seiner Jahreshauptversammlung den neuen Vorstand vorzustellen und dem alten für seine Arbeit zu danken. Insbesondere Dr. Holger Kunde, der jahrelang die Geschicke des Vereins lenkte und ihm vorstand. Er gibt sein Amt ab an Matthias Ludwig. Das für Finanzen zuständige Vorstandsmitglied Mario Kerner übergibt sein Amt an das alte und neue Vorstandsmitglied Henry Mill. Verstärkung erhält der Vorstand zukünftig von Andrea Knopik (Stiftung Kaiserpfalz und Kloster Memleben). Guido Siebert wird im Vorstand weiterhin für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig sein.
Der Saale-Unstrut-Verein für Kulturgeschichte und Naturkunde e.V. gibt seit 1996 jährlich das Saale-Unstrut-Jahrbuch (ISBN 978-3-89812-729-5) heraus.
Das aktuelle Jahrbuch ist in regionalen Buchhandlungen erhältlich. Selbstverständlich können Sie sich aber auch direkt an den Verein wenden.
Henry Mill
Jägerstraße 2b
06618 Naumburg (Saale)
Telefon: 0177 / 40 84 682
E-Mail: henry.mill@saale-unstrut-verein.de
Datum: 8. Dezember 2016, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Klausur am Naumburger Dom
Referent: Phillip Steinkamp M.A. (Berlin)
2017 jährt sich der Beginn der Reformation zum 500. Mal. Drei nationale Sonderausstellungen werden anlässlich dieses Jubiläums eröffnet. Während sich die Ausstellungen in Wittenberg und auf der Wartburg an historischen Lutherstätten der Person Martin Luthers und seiner Rezeption widmen, nimmt die Ausstellung in der Weltstadt Berlin den Protestantismus in seiner Vielfalt und internationalen Verbreitung in den Blick. „Der Luthereffekt“ zeigt die Reformation als europäisches Ereignis, das aus den kulturellen, religiösen und gesellschaftlichen Dynamiken des späten Mittelalters entstand. Die Schau lädt im Martin-Gropius-Bau zu einer Weltzeitreise ein, die durch fünf Jahrhunderte und über vier Kontinente führt. Als erste Ausstellung zeigt „Der Luthereffekt“ die Vielfalt und Wirkungsgeschichte, aber auch die Konfliktpotentiale des Protestantismus in der Welt. Welche Spuren hinterließ er in anderen Konfessionen und Religionen? Wie veränderte sich der Protestantismus durch diese Begegnungen – und nicht zuletzt: Wie haben sich Menschen unterschiedlichster Kulturen die evangelische Lehre angeeignet, sie geformt und gelebt? Ausgehend von den Reformationen im 16. Jahrhundert zeichnet die Schau eine weltumspannende Geschichte von Wirkung und Wechselwirkung, die exemplarisch dargestellt wird an Schweden, den USA, Südkorea und Tansania.
Der Vortrag vermittelt einen Eindruck von den laufenden Vorbereitungen des „Luthereffektes“. Er gewährt Einblick in die Planung der Ausstellungsräume, stellt zentrale Ausstellungsstücke vor und beschreibt die besonderen Herausforderungen, die mit einem Projekt verbunden sind, das sich über vier Kontinente und 500 Jahre erstreckt.
Philipp Steinkamp studierte Geschichte, Kunstgeschichte und Germanistik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und an der Freien Universität Berlin. Er absolvierte Praktika bei der Landesausstellung 2011 „Der Naumburger Meister“ sowie an der Hamburger Kunsthalle und absolvierte ein wissenschaftliches Volontariat bei der Stiftung Schloss Friedenstein in Gotha. Er war freiberuflich für das Schlossmuseum Darmstadt tätig und legte eine Publikation zur Sammellust am Hof der Landgrafen von Hessen Darmstadt vor. Seit 2015 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Museum Berlin und am Ausstellungsprojekt „Der Luthereffekt“ beteiligt.
Datum: 8. Dezember 2016, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Klausur am Naumburger Dom
Referent: Phillip Steinkamp (Berlin)
Datum: 10. November 2016, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Klausur am Naumburger Dom
Referent: Garnet Meiß & Marschel Schöne (Schloss Baumersroda)
Der Vortrag unternimmt eine Reise ins Innenleben des 312 Jahre alten Schlosses Baumersroda am nördlichsten Punkt des Burgenlandkreises, hoch über der Unstrut auf der Querfurter Ebene. Und er ist gleichsam eine Reise ins Innenleben der Besitzer dieses barocken Hauses mit seinen 1200 qm Wohnfläche, den 40 Räumen und seinem 5000 qm großen Garten mit den prächtigen Pfauen. Denn wer ein Schloss besitzt, sollte eine Idee haben. Der sucht etwas. Gegen den Zeitgeist. Und er lebt auf dem Präsentierteller und wird zur Projektionsfläche für seine Mitmenschen. Neben der praktischen Denkmalpflege geht es deshalb im Vortrag auch um Kultur, Neugier, Autonomie, die Monokultur des Ländlichen, freundschaftliche Hilfe, adlige Abstammung, Ost- und Westdeutsches, Größenwahn, das Dorf als sozialen Organismus, die Kausalität von Stallgeruch und Fremd sein, Testballons, Tatkraft, Ideen und damit im Kern um den Denkmalraum als Lebensraum.
Garnet Meiß M.A. ist Kunstpädagogin und Lehrerin für Deutsch und Englisch an der Naumburger Salztorschule. Sie studierte Erziehungswissenschaften und Grundschulpädagogik mit Staatsexamen an der Martin- Luther-Universität Halle-Wittenberg und absolvierte ein Masterstudium der freien Kunstpädagogik an der Universität Leipzig. Sie war u. a. als freie Kunstvermittlerin für Kinder und Jugendlich am Museum Galerie für zeitgenössische Kunst Leipzig tätig.
Prof. Dr. phil. Marschel Schöne, Dipl.-Kriminologe und Dipl.-Verwaltungswirt-Polizei (FH), ist Professor für Kriminalwissenschaften, Kriminologie und Kriminalistik an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Er absolvierte in Sachsen-Anhalt die Ausbildung zum mittleren und gehobenen Polizeivollzugsdienst, studierte in Hamburg und London Kriminologie und wurde an der Universität Hildesheim mit der Arbeit „Pierre Bourdieu und das Feld Polizei. Ein besonderer Fall des Möglichen“ promoviert.
Datum: 20. Oktober 2016, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Klausur am Naumburger Dom
Referent: Dr. Holger Kunde (Naumburg)
Die zehnjährige Reformationsdekade findet im Jahr 2017 aus Anlass der Wiederkehr des 500. Jahrestages des Thesenanschlags Martin Luthers ihren fulminanten Abschluss. Aufwendig geplante Kirchentagsveranstaltungen, eine Weltausstellung, drei nationale Sonderausstellungen in Berlin, Wittenberg und Eisenach sowie eine kaum zu überblickende Fülle von weiteren anlassbezogenen regionalen Expositionen und kirchenpolitischen Gesprächsforen kreisen im nächsten Jahr um die Ereignisse, die in ihrer Folge zur Etablierung eigenständiger protestantischer Kirchenorganisationen geführt und die neuzeitliche Entwicklung Europas und weiterer Erdteile maßgeblich geprägt und verändert haben. Vor diesem Hintergrund aber mit anderer Schwerpunktsetzung bereiten sich auch die Vereinigten Domstifter gemeinsam mit der Stadt Zeitz auf eine große kulturhistorische Ausstellung vor, die vom 5. Juni 2017 bis zum 1. November 2017 im Zeitzer Dom – Schloss-Ensemble und in der Michaeliskirche zu sehen sein wird. Mit dem letzten Bischof von Naumburg, Julius Pflug (1499–1564) wird eine herausragende katholische Persönlichkeit aus Mitteldeutschland in den Mittelpunkt gerückt, die bislang noch viel zu wenig bekannt ist. Pflugs überragende Bildung, seine europäische Vernetzung sowie sein auf Ausgleich gerichtetes Wirken und sein umfangreiches Werk bieten wichtige Ansätze für den Dialog der Bekenntnisse bis in die Gegenwart.
Dr. Holger Kunde, Jahrgang 1968, ist Mittelalter- und Landeshistoriker. Er ist Stiftsdirektor der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz und Kurator der Julius Pflug Ausstellung in Zeitz.
Datum: 15. September 2016, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Klausur am Naumburger Dom
Referent: Michael Unruh (Großosida)
Ausgehend von einem Beitrag zu ähnlicher Thematik im „Jahrbuch des Saale-Unstrut-Vereins für Kulturgeschichte und Naturkunde“ von 2015, in dem über bemerkenswerte wirbellose Tiere in Gewächshäusern des Burgenlandkreises berichtet wurde, geht es im Vortrag um das Phänomen der Einwanderung und Verschleppung von Tieren und Pflanzen weltweit. Den Aliens begegnen wir im Film mit Interesse und betrachten sie mit Empathie, dagegen wünschen wir die Spanische Wegschnecke, den Waschbär oder die Buntzecke zum Teufel. Wo kommen diese lästigen Plagegeister her, warum sind es so viele und werden immer mehr? Zu allen Zeiten folgten einerseits dem expandierenden Menschengeschlecht Heerscharen von ungebetenen Gästen, andererseits wären unsere Kulturen ohne den Austausch von Wissen und Handelsgütern nicht denkbar. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das Ausmaß der Verfrachtung von Tieren und Pflanzenarten allerdings vervielfacht. Die Ursachen für dieses Phänomen sind sehr komplex und schwer zu durchschauen. Klimaänderung, grenzenloser Warenverkehr und permanente Kriege als menschliches und ökologisches Desaster erzwingen Änderungen globalen Ausmaßes. Am Beispiel einiger weniger Arten, die in Gewächshäusern und Baumärkten nachgewiesen werden konnten, sollen die komplizierten Zusammenhänge von Artenwechsel und des damit verbundenen Verlustes biologischer Vielfalt erläutert werden.
Michael Unruh, Jahrgang 1952, ist Biologe im Landesdienst. Im Sachgebiet Arten- und Biotopschutz des Biosphärenreservates Mittelelbe ist er als Mitarbeiter für den faunistisch-zoologischen Teil der Elbeökologie mit zuständig. Er ist Mitautor an den landesweiten Verzeichnissen der Roten Listen. Seine Vorliebe gilt nach wie vor den bewaldeten oder offenen Hängen an Saale, Unstrut und Weißer Elster, Weinberge aber werden bevorzugt.
Memleben steht heute in der öffentlichen Wahrnehmung als eines der Synonyme für den 1000jährigen Weinbau an Saale und Unstrut. Diese hervorgehobene Stellung verdankt Memleben der Erwähnung von Weinländereien in der Schenkungsurkunde Kaiser Otto III. vom 30 November 998 zugunsten des kurz zuvor von Kaiser Otto II. und der Mitkaiserin Theophanu in Memleben gegründeten Benediktinerklosters.
Im Mittelpunkt der Betrachtungen steht die Bedeutung dieser Urkunde Kaiser Otto III. als Grundlage für die Entstehung der „Weinstraße Saale-Unstrut“ im Jahr 1993 und für die Feierlichkeiten „1000 Jahre Weinbau an Saale und Unstrut“ im Jahr 1998. Über das Geschehen zu diesen Ereignissen berichtet der Referent aus eigenem Erleben.
Hubertus Sommerfeld ist seit 1973 Nebenerwerbswinzer in Höhnstedt, Mitglied der Winzervereinigung Freyburg/Unstrut und seit 1998 Mitglied der Gesellschaft für Geschichte des Weines e.V. Wiesbaden.
Datum: 12. Mai 2016, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Klausur am Naumburger Dom
Referent: Torsten Pietsch (Halle)
Orchideen faszinieren mit ihrer Schönheit und ihrem Formen-reichtum mehr Menschen als irgendeine andere Pflanzenfamilie. Die Anzahl der ca. 36 Orchideenarten des Saale-Unstrut-Gebietes lässt das Themenfeld übersichtlich erscheinen. Beschäftigt man sich mit den heimischen Orchideen, von denen viele bedroht sind, fallen dem Betrachter allerdings ständig neue Formen auf, sei es durch die ungeheure Variabilität dieser entwicklungsgeschichtlich jungen Pflanzenfamilie oder dadurch, dass viele Arten zur Bastardbildung neigen. Ihre oft unglaubliche Schönheit, ihren erstaunlichen Blütenaufbau enthüllen Orchideen dem Betrachter erst, wenn dieser sich die Mühe macht, sich „herabzulassen“ und sich mit den faszinierenden Pflanzen auf eine Ebene zu begeben. Der Vortrag möchte diese Ebene mit stimmungsvollen Bildern erschließen.
Torsten Pietsch, Jahrgang 1964, ist Diplom Agrar-Ingenieur aus Halle an der Saale. Er arbeitet als Referent bei der Oberen Naturschutzbehörde im Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalts in Halle und war von 1990 bis 2003 Leiter der Naturschutzstation Unstrut-Triasland mit Sitz in Nebra und Naumburg. Im Saale-Unstrut-Jahrbuch hat er die Naturschutzgebiete der Triaslandschaft vorgestellt sowie Beiträge über die Flora und Fauna der Region veröffentlicht. Als Redaktionsmitglied betreut er die naturkundlichen Beiträge.
Datum: 14. April 2016, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Klausur am Naumburger Dom
Referent: Heiko Brandl (Halle)
Der Naumburger Dom ist eine spätromanische Kathedrale, die einen frühgotischen Westchor und einen hochgotischen Ostchor besitzt. In der Wahrnehmung definiert sich der Dom allerdings über die Hauptwerke des sog. Naumburger Meisters – Westchor, Westlettner und Stifterfiguren. Sie machten Naumburg und seinen Dom weltberühmt. Die Fokussierung auf den Westchor ging freilich einher mit einer weitgehenden Vernachlässigung der übrigen Architektur und Ausstattung des Domes. Seit Jahren bemühen sich die Vereinigten Domstifter über Domführungen und gezielte Forschungen das Ungleichgewicht abzubauen. Ein wichtiger Baustein dieser Bemühungen war die Erarbeitung des Naumburger Dominventars, das eine vollständige wissenschaftliche Erfassung von Architektur und Ausstattung des Domes beinhaltet. Das Forschungsprojekt wurde am Europäischen Romanik Zentrum Merseburg e. V. in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und den Vereinigten Domstiftern von 2011-2015 durchgeführt. Auf den Forschungen der Inventarisierung gründet der Vortrag zur Baugeschichte des spätromanischen Naumburger Domes. Ausgehend vom Vorgängerbau wird der Neubau analysiert, werden Motivationen, Bauabschnitte und Planabläufe beschrieben sowie Planänderungen aufgezeigt und hinterfragt. Der Dom bietet zahlreiche Besonderheiten, Scheitelrippen an den Gewölben, zwei vorbereitete Kreuzgänge und einen Pfeilerwechsel im Langhaus. Öfter schließen Mauern, so etwa in der Vorhalle, nicht im rechten Winkel an. Sämtlich spannende Fragen, die den Architekturhistoriker zur Erklärungen herausfordern.
Dr. Heiko Brandl, Jahrgang 1968, Kunsthistoriker, promovierte mit der Arbeit: „Die Skulpturen des 13. Jahrhunderts im Magdeburger Dom“ (Imhof-Verlag 2009). Von 2005 bis 2010 Mitarbeiter am Forschungsprojekt „Inventarisierung des Magdeburger Domes“ (Schnell & Steiner 2011). Seit 2010 Mitarbeiter am Europäischen Romanik Zentrum Merseburg e.V. im Forschungsprojekt „Inventarisierung des Naumburger Domes“.
Datum: 17. März 2016, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Klausur am Naumburger Dom
Referent: Michael Markert (Jena)
Die Modellierung von Organismen und Lebensprozessen war schon lange vor der Einführung des Computers ein wichtiges Instrument biologischer Forschung und Lehre. Gerade in der Frühphase einer Disziplinenentwicklung können beide Anwendungsfelder von Modellen dicht beieinander liegen und sich gegenseitig beeinflussen. Dies soll im Vortrag anhand der komplexen Entstehungsgeschichte eines Lehrmodells zur Embryonalentwicklung aus dem frühen 20. Jahrhundert skizziert werden – dem "Menschlichen Embryo am Ende der vierten Woche" der Firma Osterloh-Modelle.
Das Leipziger Unternehmen produziert seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert und bis heute materielle biologische Lehrmodelle und war im frühen 20. Jahrhundert einer der zentralen Lieferanten für den Schul- und Hochschulunterricht. In vielfacher Hinsicht ragt das Embryomodell aus dem Portfolio von Osterhoh heraus. An ihm lässt sich zeigen, wie sich in einem Objekt historische Akteure – darunter Anatomen wie Wilhelm His und Lehrmittelhersteller wie Osterloh – deren, Forschungs- bzw. Herstellungstechnologien mit den pädagogischen Rahmenbedingungen solcher Unternehmungen verbinden.
Michael Markert ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Biologiedidaktik an der Universität Jena und promovierte dort 2012 über die Rolle der Wissenschaftsgeschichte innerhalb der naturwissenschaftlichen Bildung. Als Betreuer einer Sammlung historischer biologischer Lehrmittel analysiert er die Produktions- und Rezeptionsbedingungen insbesondere von Lehrtafeln und -modellen.
Datum: 18. Februar 2016, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Klausur am Naumburger Dom
Referent: Oliver Ritter(Halle)
Wie in vielen anderen mittelalterlichen Kirchen wurden auch im Naumburger Dom die meisten der einstigen Altartische in den Jahrhunderten nach der Reformation abgebrochen, wenngleich sie den Konfessionswechsel selbst zunächst überdauerten. Lediglich in einem Fall ist der Abbruch eines Altaraufsatzes durch den Reformator Nikolaus Medler belegt. Einen größeren Einschnitt bedeutete die Verwüstung und Plünderung der Domkirche während des 30jährigen Krieges durch die Schweden. Die schwedischen Truppen raubten die Leuchter von den Altären und alle Tücher sowie Kelche und Patenen. Schließlich wurden einige Altäre im Rahmen der barocken Umbaumaßnahmen beseitigt. Anhand von Urkunden und anderen Quellen sind viele der abgebrochenen Altäre immerhin namentlich überliefert, ihre einstige Position im Dom oft aber unbekannt. Mindestens genauso problematisch stellt sich die Situation bei den Retabeln, den mitunter kostbaren Altarbildnissen, dar. Viele Stücke haben mehrfach ihren Standort gewechselt; sie wanderten von einem Altartisch zum nächsten und gerieten in Depots und Abstellkammern in Vergessenheit. Der Vortrag will auf Spurensuche gehen und versuchen, einen Einblick in die bewegte Geschichte der Altarausstattung des Naumburger Doms zu geben.
Oliver Ritter, Jahrgang 1982, ist Kunsthistoriker aus Halle an der Saale. Er arbeitet derzeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kunstgeschichte des Mittelalters an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und war einer der Bearbeiter des voraussichtlich 2016 erscheinenden neuen Inventarbandes zum Naumburger Dom.
Datum: 4. Februar 2016, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Klausur am Naumburger Dom
Referent: Matthias Ludwig (Naumburg)
Anlass des Vortrages ist die Beschäftigung mit der altehrwürdigen Naumburger Kathedrale im Rahmen des wissenschaftlichen Inventarprojekts zum Naumburger Dom, das am Europäischen Romanikzentrum angebunden ist. Während des Inventarprojekts galt es auch, die große Fülle an historischen Ansichten, Grafiken und Fotografien vom Dom und seinen Klausuranlagen zu sichten und auszuwerten. Ein besonderer Quellenschatz besteht in einer seltenen Sammlung von Fotografien von Gustav Schultze aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, die zu den frühesten Beispielen der Sakralarchitekturfotografie zählen. Spektakuläre und der Öffentlichkeit teils unbekannte Ansichten und Fotografien geben einen Einblick in Veränderungen im Innern der Domkirche, aber auch des Außenbaus und weiterer Gebäude wie der Marienkirche, der Domschule und einzelnen Domkurien.
Matthias Ludwig, Jahrgang 1977, ist Mittelalter- und Landeshistoriker. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bei den Vereinigten Domstiftern und Leiter des Domstiftsarchivs und der Domstiftsbibliothek Naumburg.
Datum: 21. Januar 2016, 19.00 Uhr
Ort: Seminarraum der Klausur am Naumburger Dom
Referent: Matthias Ludwig (Naumburg)
Datum: 10. Dezember 2015, 19.30 Uhr
Ort: Marienkirche Naumburger Dom
Referent: Steffen de Rudder (Weimar)
Paul Schultze-Naumburg, 1869 in Almrich bei Naumburg geboren, 1949 in Jena etwas elendig gestorben, steht in einer unauflösbaren Verbindung mit der Stadt Naumburg und der sie umgebenden Landschaft. Er hat die Stadt in seinen Namen aufgenommen und der Landschaft einen Rahmen gegeben, der bis heute ihr Bild bestimmt. Es ist nahezu unmöglich, auf die romantische, liebliche, zuweilen dramatische Landschaft von Saale und Ilm zu sehen, ohne dies durch die Brille Schultze-Naumburgs zu tun.
Wie kein anderer vor und nach ihm hat er sie beschrieben, dokumentiert und erkannt. Auf der Allianz zwischen Autor und Landschaft liegt dabei kein Segen. Sie ist so eng wie problematisch, denn Schultze-Naumburg war ein Nationalsozialist ersten Ranges, der nur deshalb nicht weiter schuldig wurde, weil ihn das Regime rechtzeitig verstieß.
Schultze-Naumburgs große Qualität war seine Beobachtungsgabe, seine besondere Fähigkeit, die vom Menschen geformte Umwelt als Bild zu lesen und als kulturelles Phänomen zu erklären. Er tat dies in unzähligen Publikationen, in denen er einem breiten Publikum die Schönheit der Landschaft und der in sie eingebetteten Städte vor Augen führte und ebenso eindringlich vor ihrer Zerstörung warnte. So geht die Idee der Kulturlandschaft, wie sie beispielsweise bei den Welterbestätten der UNESCO zur Geltung kommt, zurück auf Schultze-Naumburg.
Die Beschäftigung mit seinem Werk ist gerade in seiner Ambivalenz erhellend; ist in ihm doch die Geschichte der Landschaft untrennbar mit der Geschichte des Nationalsozialismus verbunden.
Vertr. Prof. Dr.-Ing. Steffen de Rudder ist seit 2013 Vertretungsprofessor für Städtebau und Entwerfen an der Bauhaus-Universität Weimar. Er war zuvor Gastprofessor für Architektur- und Stadtbaugeschichte an der Hochschule Anhalt, von 2011 bis 2015 Lehrbeauftragter an der Fachhochschule Erfurt und 2010 als DAAD-Fellow an der Academie van Bouwkunst in Amsterdam. 2006 wurde er an der Bauhaus-Universität Weimar mit einer Arbeit über die Berliner Kongresshalle und die Architektur des Kalten Krieges promoviert. Von 1999 bis 2003 und von 2004 bis 2012 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur Stadtarchitektur in Weimar und 1996 Lehrbeauftragter am Kunsthistorischen Institut der Humboldt- Universität in Berlin. Von 1990 bis 2002 arbeitete er in Berlin als Architekt in den Bereichen Denkmalpflege, Sanierung und Bauleitplanung. Er veröffentlicht zu Themen der Architekturgeschichte der Moderne und Stadtentwicklungsgeschichte, verfasst Beiträge für Zeitungen und Radio und war an zahlreichen Wettbewerben als Preisrichter und Fachgutachter beteiligt.
Datum: 19. November 2015, 19.30 Uhr
Ort: Seminarraum in der Domklausur am Naumburger Dom
Referentin: Sabine Meinel (Halle)
In den letzten Jahren ist die Landschaft um Naumburg für den UNESCO-Welterbeantrag „Der Naumburger Dom und die hochmittelalterliche Herrschaftslandschaft an Saale und Unstrut“ aufwändig untersucht worden. So wurde u.a. ein Kulturlandschaftskataster angefertigt, das allein für die Region Bad Kösen / Flemmingen knapp 1.000 Elemente verzeichnet, von denen ca. ein Viertel dem Mittelalter zugeordnet werden können. Eine überraschende Dichte, die neben den bekannten und weithin sichtbaren Baudenkmalen auch Objekte wie Wälder, Äcker, Triften, Kirchsteige, Altstraßen, Hohlen und Weinberge umfasst. Damit hat sich die Kenntnis dieser historischen Kulturlandschaft stark erweitert. Doch Landschaften unterliegen der ständigen Veränderung. Eine Herausforderung für alle, die an diesen Prozessen beteiligt sind. Der Vortrag versteht sich als ein Plädoyer für den behutsamen Umgang mit Landschaft als Träger geschichtlicher Überlieferung.
Die Kunsthistorikern und Denkmalpflegerin Dr. Sabine Meinel ist Referatsleiterin im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt.
Datum: 22. Oktober 2015, 19.30 Uhr
Ort: Ägidienkapelle am Dom (Domplatz 8)
Referent: Thomas Fritzsch (Viola da gamba, Freyburg)
"Ja Döbereiner, wie kann man jetzt so runter kommen und wieder Gamba spielen", fragte 1905 ein Violoncellokollege den Cellisten und Gambisten Christian Döbereiner, der sich für die Wiederbelebung alter Instrumente einsetzte. Mehr als ein Jahrhundert später hat die Viola da gamba wiederum – wie einst im England der Shakespeare-Zeit – einen geachteten Platz im Konzertleben und im privaten Musizieren eingenommen, und ihr Klang zieht Menschen in der ganzen Welt in ihren Bann. Thomas Fritzsch, dessen Name in der Musikwelt zu einem Synonym für dieses Musikinstrument geworden ist, erzählt aus sieben Jahrhunderten Kulturgeschichte der Viola da gamba und von deren Protagonisten. Er wird von spannenden Notenentdeckungen berichten, von Versteigerungen wertvoller Musikalien und wie es ihm gelang, Zugang zur Privatbibliothek einer Königlichen Hoheit zu finden. Und schließlich wird Thomas Fritzsch auf wertvollen Originalinstrumenten auch den Klang versunkener Zeiten hörbar machen.
Thomas Fritzsch zählt zu den weltweit renommierten und gefeierten Gambisten. Robert Marshall lobte ihn als den Casals der Gambe. Mit Leidenschaft und brillantem historischen Wissen sucht und entdeckt Thomas Fritzsch verschollene und vergessene Werke der Gambenliteratur, die zur Spätblütezeit des Instrumentes an der Schwelle zum 19. Jahrhundert entstanden. In Würdigung seines weltweit ausstrahlenden Engagements für Johann Sebastian Bach und Carl Friedrich Abel wurde Thomas Fritzsch im November 2014 zum Kulturbotschafter der Stadt Köthen ernannt.
Datum: 17. September 2015, 19.30 Uhr
Ort: Seminarraum in der Domklausur am Naumburger Dom
Referent: Sebastian Schulze (Halle)
Im Mittelpunkt des Vortrags stehen die außergewöhnlichen Bildhauerarbeiten des späten 16. Jahrhunderts in der Kirche von Burgscheidungen. Die Suche nach der künstlerischen Tradition und der bürgerlichen Identität des „Meisters von Burgscheidungen“, Christoffel Weber, führt zur umfassenderen Betrachtung der Renaissance-Skulptur in der Saale-Unstrut-Region. In dem Vortrag werden dazu neue Beobachtungen vorgestellt und offene Fragestellungen erörtert.
Der Referent promovierte 2012 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im Fach Kunstgeschichte mit der Arbeit „Mitteldeutsche Bildhauer der Renaissance und des Frühbarock“ (erschienen im Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 2014). Nach einem Volontariat bei der Museumslandschaft Hessen-Kassel ist er seit 2014 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kunstgeschichte und Archäologien Europas der MLU-Halle tätig.
Datum: 18. Juni 2015, 19.30 Uhr
Ort: Moritzkirche, Naumburg
Referent: Klaus Krüger (Halle)
Anlässlich der Ausstellung „Linien zwischen Erde und Himmel. Abriebe europäischer Grabplatten des 13. bis 17. Jahrhunderts“ hält deren Kurator, Professor Klaus Krüger aus Halle, einen Vortrag über flämische Metallgrabplatten, die im 14. und 15. Jahrhundert in beinahe ganz Westeuropa Verbreitung gefunden haben. Abnehmer waren die skandinavischen, norddeutschen und polnischen Küstengebiete, England und Schottland, Frankreich und die Iberische Halbinsel. Mit Hilfe der Stilanalyse lassen sich so Messinggrabplatten von Finnland bis Madeira identifizieren, mit räumlichen Schwerpunkten in Flandern, Norddeutschland und Großbritannien. Auf den Handelswegen der Hanse verbreitet, waren sie seinerzeit außerordentlich kostbar; Mode, Prestige und standesgemäße Selbstdarstellung kamen hier zum Tragen. Erhalten sind auf dem Kontinent etwa 200 Platten, davon allein 70 in Belgien. Neben den Figuren der Verstorbenen selbst weisen sie ein umfangreiches ikonographisches Programm auf, das nicht nur biblische Personen und Szenen, sondern auch literarische Anspielungen auf höfische Themen enthält. Die Beschäftigung mit diesen Objekten kann nicht nur Werkstattzusammenhänge und damit wirtschaftliche und künstlerische Beziehungen und Wanderungen nachvollziehen, sondern uns auch einen kleinen Einblick in die uns so fremde Vorstellungswelt des späten Mittelalters geben.
Prof. Dr. Klaus Krüger, Jahrgang 1960, ist Mediävist und leitet seit 2002 die Abteilung für Historische Hilfswissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Datum: 21. Mai 2015, 19.30 Uhr
Ort: Seminarraum in der Domklausur am Naumburger Dom
Referenten: Torsten Pietsch & Reinhard Schmitt (Halle)
Wer in den vergangenen Jahren aufmerksam seinen Blick aus dem Unstruttal hinauf zur Neuenburg gerichtet hat und immer wieder richtet, wird feststellen, dass die Burgmauern auf der Süd- und Südostseite zunehmend durch größeren Bewuchs verdeckt werden. Vom Hotel „Edelacker“ aus sind nicht nur die nördlichen Ringmauern zugewachsen, sondern teilweise schon das Mauerwerk der Galerieflügel. Alle aussagefähigen historischen Ansichten der Burg seit 1627 zeigen den Berg kahl, allenfalls auf der Südseite im unteren Bereich mit Weinstöcken bepflanzt. Die sich hinaufwindende Straße lässt sich seit 1751 baumbestanden nachweisen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts, vor allem aber seit etwa 1910/20 nahm der Bewuchs auffällig zu. Um die Burgmauern, v. a. auf der Nordseite, wieder frei sichtbar zu machen, erfolgten in den 1970er Jahren umfangreiche Freilegungen. Inzwischen, also nach ca. 40 Jahren, ist der damalige verwachsene Zustand wieder erreicht. Im Vortrag wird einerseits die anhand von Bildquellen nachvollziehbare Wandlung vom kahlen zum bewaldeten Burgberg vorgestellt; andererseits werden die gesetzlichen Möglichkeiten zur behutsamen, korrigierenden Vorgehensweise erläutert: Wenn die Verantwortlichen diese engagiert und damit zukunftsorientiert aufgreifen, wird die Neuenburg als bedeutsames Denkmal an der „Straße der Romanik“ und hoffentlich alsbald im „Welterbegebiet“ weiterhin vom Tal aus wahrnehmbar sein.
Torsten Pietsch ist diplomierter Agraringenieur. Als Mitarbeiter des Landesverwaltungsamtes Sachsen-Anhalt im Referat Naturschutz und Landschaftspflege ist er ein ausgewiesener Experte für den Naturraum der Saale-Unstrut-Region, der mit zahlreichen Fachbeiträgen zum Thema Natur- und Landschaftsschutz aufgetreten ist.
Reinhard Schmitt ist diplomierter Archäologe und Bauhistoriker am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. Seit mehr als 35 Jahren liegt sein Arbeitsschwerpunkt in der bauhistorischen Erforschung mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Sakral- und Profanbauten. Von ihm sind zahlreiche Publikationen zu Burgen und Klöstern Sachsen-Anhalts erschienen.
Achtung, dieser Vortrag findet nicht statt! Der Termin wird am 7. Mai, 19.30 Uhr nachgeholt. Wir bitten um Entschuldigung.
Datum: 23. April 2015, 19.30 Uhr
Ort: Seminarraum in der Domklausur am Naumburger Dom
Referent: Guido Siebert (Naumburg)
Die Villen im Naumburger Bürgergartenviertel demonstrieren mit ihrer Architektur und Ausstattung den künstlerischen Umbruch der Zeit um 1900, als der Historizismus zurückgelassen und mit dem Jugendstil, das Neue, der „Stil der Jugend“, aufgegriffen wurde. Nur wenige Stadtviertel in Deutschland zeigen einen ähnlich zusammenhängenden und doch stilgeschichtlich sich wie in einem Lehrbuch präsentierenden Ausdruck künstlerischer Entwicklung.
Der Vortrag schließt sich an eine Reihe von Stadtspaziergängen durch das Bürgergartenviertel an, die der Referent für den Verein Kunst in Naumburg e.V. konzipierte und durchführte. Aus einer geplanten Einzelveranstaltung wurde aufgrund großer Nachfrage eine Reihe, die der Verein als Vorbereitung zur Ausstellung „Naumburg und die Düsseldorfer Malerschule 1819-1918“ (2. Mai – 30. August 2015) anbot. Die Ausstellung zeigt neben Gemälden und Zeichnungen auch die Geschichte des Schwurgerichts als Initialbau für das Bürgergartenviertel. Dabei richtet sich das Interesse auch auf andere Stadtteile Naumburgs. Sie bieten künstlerisch und architektonisch prächtige Villen, die es wert sind, als herausragendes Kulturgut Naumburgs beachtet zu werden. Von ihren Besitzern in den letzten Jahren oft liebevoll saniert oder noch im Dornröschenschlaf verharrend offenbart sich in ihnen die bürgerliche Pracht des 19. Jahrhunderts außerhalb der Innenstadt. sie gehört inzwischen fest zum Stadtbild und trägt entsc heidend zur wohnlichen Attraktivität Naumburgs bei.
Vorgestellt werden die reichen Ausstattungen u. a. mit Glasmalerei und die unterschiedlichen Architekturstile der Bürgervillen, die vom Spätklassizismus über Historismus und Jugendstil bis zum sogenannten Heimatschutzstil am Beginn des 20. Jahrhunderts führen.
Guido Siebert ist Kunsthistoriker und arbeitet derzeit als Kurator und Projektleiter an der Vorbereitung der Ausstellung „Brudermord im Schwurgericht – Naumburg und die Düsseldorfer Malerschule (1819-1918)“, 2. Mai bis 30. August, im ehemaligen Königlich-Preußischen Schwurgericht am Salztor.
Datum: 19. März 2015, 19.30 Uhr
Ort: Seminarraum in der Domklausur am Naumburger Dom
Referenten: Heiko Brandl (Halle), Matthias Ludwig (Naumburg) und Oliver Ritter (Halle)
Wissenschaftliche Inventare gehören zu den wichtigsten Arbeitsinstrumenten in der Erforschung von sakralen Großbauten. In den letzten Jahrzehnten wurden deutschlandweit verschiedene Inventarisierungsprojekte zu bedeutenden Domkirchen ins Leben gerufen, die bereits zu einigen aufwändigen Publikationen geführt haben. Im Rahmen der Aktivitäten und Vorarbeiten des laufenden UNESCO-Weltkulturerbeantrags „Der Naumburger Dom und die hochmittelalterliche Herrschaftslandschaft an Saale und Unstrut“ bestand der Wunsch, auch das Alt-Inventar der Naumburger Domkirche von Heinrich Bergner aus dem Jahr 1903 durch eine vollständige Neuerfassung des Bauensembles zu ersetzen. Das angestrebte Werk orientiert sich an der klassischen Ordnung der Großinventare, kann im Einzelnen aber darüber hinausgehen. Neben der Funktion als baukundliches Quellen- und Nachschlagewerk versteht sich das Inventar auch als Dom-Monographie, welche die Befunde und Fakten zusammenstellt, kritisch analysiert und den derzeitigen Kenntnisstand umfassend wissenschaftlich aufarbeitet. Der Vortrag bietet Einblicke in die Arbeitsmethoden der Wissenschaftler und stellt die Hintergründe und erste Ergebnisse des Projekts vor.
Dr. Heiko Brandl, ist Kunsthistoriker am Europäischen Romanik Zentrum Merseburg. Gemeinsam mit Christian Forster hat er 2011 die beiden Bände zum Magdeburger Dominventar vorgelegt. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Skulptur der Gotik.
Matthias Ludwig, M.A., ist Mittelalter- und Landeshistoriker. Er ist Leiter des Domstiftsarchivs und der Domstiftsbibliothek Naumburg sowie Mitarbeiter am Europäischen Romanik Zentrum Merseburg. Das Thema seiner Dissertation ist das Naumburger Domkapitel.
Oliver Ritter, M.A., ist Kunsthistoriker an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie Mitarbeiter am Europäischen Romanik Zentrum Merseburg. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Sakralarchitektur des Früh- und Hochmittelalters sowie der gotischen Retabel. Das Thema seiner Dissertation ist die Krypta des Naumburger Doms.
Datum: 26. Februar 2015, 19.30 Uhr
Ort: Seminarraum in der Domklausur am Naumburger Dom
Referent: Peter Bömer (Greven)
Auch nach der Landesausstellung Sachsen-Anhalt zum Naumburger Meister von 2011 reißt die Folge kontroverser Ansichten über die Nutzung und Bedeutung des Westlettners im Kontext des dahinter liegenden Westchores nicht ab (A. Odenthal 2012; G. Straehle 2009 und Vortrag Dez. 2013). Aus seiner seit März 2014 publizierten Doktorarbeit über den Westlettner möchte der Referent Gründe anführen, die eine liturgische Nutzung des Westchores mit dem ihn abschließenden Lettner nahe legen. Der Passionszyklus am Westlettner mit seiner einzigartigen Kreuzigungsgruppe im Portal für den feierlichen Introitus oder die chorseitige, architektonisch höchst anspruchsvolle Anlage aus Spindeltreppen und Lettnerbühne für das Zeremoniell der Evangelienlesung sind Teile eines Gesamtkonzeptes, das die theologischen Vorstellungen des Naumburger Meisters und seiner geistlichen Auftraggeber spiegelt und damit, angesichts der immensen Ausstattungskosten, nur vor dem Hintergrund einer grundlegend religiös geprägten Weltsicht vorstellbar erscheint.
Peter Bömer, Jahrgang 1961, studierte Kunstgeschichte, Volkskunde und Musikwissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universtität Münster. Als Teilnehmer des interdisziplinär angelegten Naumburg Kollegs erforschte er zwischen Juli 2009 und Dezember 2012 den Westlettner des Naumburger Doms und wurde im Frühjahr 2014 im Fach Kunstgeschichte bei Prof. Dr. Joachim Poeschke promoviert.
Datum: 22. Januar 2015, 19.30 Uhr
Ort: Seminarraum in der Domklausur am Naumburger Dom
Referent: Frank Richter (Dresden)
Die Pflanzenkapitelle des Naumburger Domes sind ein Phänomen. Sie sind von einer verblüffenden Naturtreue, die zu einer botanischen Bestimmung förmlich herausfordert. Aber sie stehen auch im Schatten der berühmten Stifterfiguren, dem Passionsfries des Lettners und der Kreuzigungsgruppe. Obwohl es frühe Versuche gab, wenigstens einige Kapitelle zu bestimmen, gibt es bis heute keine Gesamtdarstellung aller Kapitelle in Naumburg mit einer botanischen Zuordnung der dargestellten Pflanzen. Wohl am weitesten ging man anlässlich der Ausstellung zum Naumburger Meister 2011. Es wurden einige charakteristische Kapitelle herausgegriffen und die entsprechenden Pflanzen im sehr anschaulich gestalteten Domgarten angepflanzt. Trotzdem fehlt noch immer die Gesamtdarstellung. Der Vortrag widmet sich den Kapitellen, die der Werkstatt des Naumburger Meisters zugeordnet werden. Um die Wurzeln des Naumburger Meisters und die Spuren seines Wirkens kennen zu lernen, wurden die französischen Kathedralen in Reims, Noyon und Metz, sowie der Mainzer Dom und die Templerkapelle in Iben aufgesucht. Aus der Fülle des Materials werden die wichtigsten Ergebnisse vorgestellt. Alle Kapitelle in Naumburg und Meißen wurden botanisch bestimmt und bezüglich ihrer „Handschrift“ zueinander in Beziehung gesetzt. Anhand spezieller Beispiele werden vergleichende Analysen gemacht. Es gibt jedoch einige offene Fragen. Auch das Suchen nach einem ikonographischen Programm zu Auswahl und Anordnung der Kapitelle brachte kein Ergebnis. Trotzdem und vielleicht gerade deshalb führt der Vortrag hinein in eine ungemein spannende Thematik und zeigt, dass weiteres Forschen angebracht ist.
Frank Richter, Jahrgang 1945, war bis zu seiner Pensionierung Mitarbeiter im Nationalpark Sächsische Schweiz. Er ist Fotograf und Autor mehrerer Fotobildbände und verfasste Bücher über Caspar David Friedrich, Carl Gustav Carus sowie eine Monographie über die Künstler der Sächsischen Schweiz.
Datum: 11. Dezember 2014, 19.30 Uhr
Ort: Marienkirche am Naumburger Dom
Referent: Matthias Ludwig (Naumburg)
Das Hussiten-Kirschfest bildet alljährlich den Höhepunkt der Naumburger Festkultur. Ein buntes Angebot aus historischem Umzug, der Peter-Pauls-Messe, dem Hussitenlager an der Stadtmauer und dem beliebten Festzeltgelage auf der Vogelwiese zieht immer wieder aufs Neue Zehntausende Besucher an. Und das, obwohl den meisten Akteuren und Gästen bewusst sein dürfte, dass die wesentlichen Kerninhalte des berühmten Festes auf die Erfindungsgabe eines schon vor 200 Jahren als „Lügenchronist“ in Misskredit geratenen Lehrers zurückgehen. Mit seinem 1782 erschienen Werk: „Die Schwachheit über die Stärke, oder gründliche Nachricht von dem 1432 vor Naumburg sich gelagerten Heere der Hussiten unter ihrem Heerführer Procopio, und dem daher entstandenen Stadt Naumburgischen Schul- und Kirschfeste; alles aus sehr raren und seltenen Urkunden zusammengetragen“ verknüpfte der Garnisonsschullehrer Johann Georg Rauhe (1739-1791) eine in Naumburg lange bestehende Festtradition mit einem fiktivem Ereignis aus der Zeit der mittelalterlichen Hussitenkriege: der Belagerung Naumburgs. Möglicherweise verdankt das Naumburg Fest einen wesentlichen Teil seines Erfolges dem Fälschungswerk Rauhes, dessen dramatischer Stoff um die wundersame Rettung Naumburgs durch den Auszug der unschuldigen Schulkinder eine überregionale Popularisierung erfuhr.
Doch welches sind die historischen Wurzeln des Naumburger Festes und woraus schöpfte der fabulierfreudige „Lügenchronist“ seine Inspiration? Diesen und weiteren Fragen will der letzte Beitrag in der diesjährigen Veranstaltungsreihe nachgehen.
Matthias Ludwig, Jahrgang 1977, ist Mittelalter- und Landeshistoriker. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bei den Vereinigten Domstiftern und betreut in leitender Funktion die historischen Bestände von Domstiftsarchiv und Domstiftsbibliothek Naumburg.
Der Vortrag bietet zugleich die Gelegenheit zur Vorstellung des neuen Saale-Unstrut-Jahrbuches für das Jahr 2015.
Datum: 13. November 2014, 19.30 Uhr
Ort: Seminarraum in der Domklausur am Naumburger Dom
Referent: Philip Mattson (Heidelberg)
Anlass des Vortrags ist eine Kette von „Entdeckungen“, die sich bei der Kommentierung einer Textstelle in einem Jugendbrief Wilhelm von Humboldts, der kritisch ediert werden sollte, nacheinander zutage traten. Es ergab sich, dass eine harmlos scheinende Namenserwähnung ein unerwartetes Licht auf den misslungenen Beginn der Karriere des späteren Naumburger Domdechanten Ernst von Dacheröden wirft, ja dass diese „Beleuchtung“ die schlimmen Folgen, die der übertriebene Ehrgeiz eines Elternteils für das Fortkommen seines Kindes haben kann, deutlich erkennen lässt. Verfehlte Familienpolitik und missglückte Beschönigungsversuche – alles ist in dem Augenblick wieder vergessen, wo Ernst von Dacheröden im zweiten Anlauf zum Stiftsrat in Naumburg gewählt wird, womit seine Wirksamkeit am Naumburger Dom (und in der Domschule) ihren Anfang nimmt. Ein Vortrag der etwas anderen Art, der einige Einblicke nicht nur in die Geschichte des Domkapitels, sondern auch in die Fährnisse der Kommentierungsarbeit eines Briefeditors gewährt.
Philip Mattson, Lehrbeauftragter am Germanistischen Seminar der Universität Heidelberg, ist der Herausgeber einer kritischen Edition der Briefe Wilhelm von Humboldts, deren erster Band im März dieses Jahres erschienen ist; Band zwei steht vor dem Abschluss.
Datum: 9. Oktober 2014, 19.30 Uhr
Ort: Wird noch bekannt gegeben
Referentin: Iris Hölzer (Kirchscheidungen)
Datum: 17. Juli 2014, 19.30 Uhr
Ort: Architektur- und Umwelthaus Naumburg, Wenzelgasse 9
Referentin: Sarah Huke (Halle)
Sie haben denselben Architekten, wurden im selben Jahr errichtet und sind nur 25 km voneinander entfernt – und doch liegen ganze Welten zwischen den historischen Lichtspieltheatern des Erfurter Architekten Carl Fugmann in Zeitz und Weißenfels.
Während die Art-Deco-Fassade des ehemaligen Capitol-Kinos in Zeitz den Besuchern entgegenstrahlt, verfällt der Gloria-Palast in Weißenfels zusehend. Wie kam es zu dieser unterschiedlichen Entwicklung? Wie wird die Zukunft aussehen?
Die hochrangigen Baudenkmale sind Zeugnisse der beginnenden Moderne, Ausdruck der Kinokultur und der architektonischen Vielfalt der Zeit. Heute verliert sich die Baugattung der Lichtspielhäuser in der architektonischen Beliebigkeit multifunktionaler Großbauten. Umso wichtiger ist es deshalb, die Bau- und Kulturgeschichte zu verstehen, den denkmalpflegerischen Umgang zu diskutieren und einen Blick in die Zukunft zu wagen.
Sarah Huke, geb. 1984, Kunsthistorikerin M. A., Denkmalpflege M. Sc., Studium der Kunstgeschichte in Jena, Studium der Denkmalpflege in Halle, heute Redakteurin in der Pressestelle der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Schwerpunkte: Denkmalpflege, Kinobauten, Architekturgeschichte der Klassischen Moderne und des Dekonstruktivismus
Datum: 19. Juni 2014, 19.30 Uhr
Ort: Moritzkirche, Naumburg
Referentin: Dr. Silvia Pfister (Coburg)
Die Spalatin-Chronik: Kurfürst Friedrich III. von Sachsen, genannt der Weise (1463-1525), aus dem Hause Wettin beauftragte 1510 seinen Berater und Historiografen Georg Spalatin (1484-1545) mit einer breit angelegten Stammes- und Landeschronik, um die Ebenbürtigkeit des Hauses Sachsen mit den führenden Fürstengeschlechtern Deutschlands, allen voran den Habsburgern zu demonstrieren. Kongenial wirkte an dieser Chronik Lucas Cranach der Ältere (1472-1553) mit. Aus seiner Werkstatt stammen die weit über 1000 Illustrationen. Unter Oberaufsicht des Meisters wurden die aquarellierten Federzeichnungen von mehreren in seiner Werkstatt tätigen Künstlern ausgeführt. Ziel war die Einheit von Bild und Text. Das historiografische Großprojekt blieb jedoch unvollendet. Bei den vorhandenen um 1515/1517 fertiggestellten Teilen der Chronik handelt sich um drei mit prächtigen Ledereinbänden versehene Handschriften im Großfolio-Format, die heute in der Landesbibliothek Coburg aufbewahrt werden.
Spalatin bemühte sich um historische Fakten, betrieb sogar Quellenstudien und lässt erste Ansätze von Quellenkritik erkennen. Doch ging es weniger um reine Fakten als um die Selbstdarstellung des Herrscherhauses und seine dynastische Legitimation. Die Wettiner als Markgrafen von Meißen (seit 1089) und Landgrafen von Thüringen (seit 1236) hatten seit 1423 auch die sächsische Kurwürde inne. Sie sahen sich daher in der Tradition früherer sächsischer Herrschergeschlechter, etwa der Ottonen, denen ein ganzer Chronikband gewidmet ist.
Der Aufbau der Chronik orientiert sich daher weitgehend an genealogischen Zusammenhängen. Innerhalb dieses Gesamtkonzepts ist eine Fülle von Details über Leben und Taten zahlreicher historischer Persönlichkeiten zu finden; darunter etwa Kaiser Heinrichs II. und Kaiserin Kunigundes, der Ekkehardiner oder des Landgrafenpaares Ludwig und Elisabeth von Thüringen.
Dr. Silvia Pfister ist Kunsthistorikerin und Direktorin der Landesbibliothek Coburg. Sie initiierte die Digitalisierung der Spalatin-Chronik in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Würzburg und legte eine Reihe von Publikationen zum Thema vor. Nach dem Studium der Germanistik und Geschichte in Würzburg und Bamberg wurde sie 1988 mit einer Arbeit über frühneuzeitliche Kultur- und Mediengeschichte promoviert. 2002 übernahm sie die Leitung der Landesbibliothek Coburg. Seitdem erforscht sie Geschichte und politisch-kulturelle Vernetzungen des wettinisch-ernestinischen Coburg im 16. Jahrhundert. Sie kuratierte mehrere Ausstellungen, so auch die kommende Schau „Der Enkel des Glaubenshelden – Herzog Johann Casimir (1564-1633) und die politischen Folgen der Reformation“ (Eröffnung am 5. Juni 2014).
Auch in diesem Jahr möchte der Verein wieder eine Tagesexkursion anbieten. Sie findet am 20. September 2014 statt. Ziel wird Droyßig bei Zeitz sein, wo das Schloss mit den bemerkenswerten und oft fehlgedeuteten Befestigungen des 15. Jahrhunderts und mit der Schlosskirche sowie die Dorfkirche besichtigt werden sollen. Außerdem ist eine naturkundliche Exkursion um Droyßig geplant.
8.00 Uhr | Abfahrt Bussteig Hallesche Str. in Naumburg |
9.00 Uhr bis ca.11.30 Uhr | Schlossbesichtigung in Droyßig unter Führung von Herrn Dipl.-Phil. Reinhardt Schmitt, Landesamt für Denkmalpflege |
12.00 Uhr bis 13.30 Uhr | Mittagsmahlzeit im Schlossrestaurant |
13.30 Uhr bis 14.30 Uhr | Besichtigung der Dorfkirche |
15.00 Uhr bis 17.30 Uhr | naturkundliche Wanderung um Wetterzeube (Anfahrt mit Bus) unter Leitung von Herrn Unruh, Landesverwaltungsamt |
17.30 Uhr | Rückfahrt nach Naumburg |
Der Gesamtpreis pro Person wird 19.- € betragen. Darin sind Fahrt und Führungen
enthalten. Speisen und Getränke sind selbst zu zahlen.
Der oben genannte Betrag sollte auf das Konto des Saale-Unstrut-Vereins unter Angabe des Namens und dem Zahlungsgrund eingezahlt werden.
Vereinskonto bei der Burgenlandsparkasse
Kontonummer: 332 700 0599
Bankleitzahl: 800 530 00
bzw
IBAN: DE76 8005 3000 3327 0005 99
BIC: NOLADE21BLK
Für die Planung bitten wir Sie um eine kurze formlose Mitteilung über Ihre Teilnahme an der Exkursion. Für eine rege Teilnehmerzahl bitten wir Sie auch in ihrer Familie und ihrem Bekanntenkreis Werbung zu machen.
Der Vortrag von Frau Huke findet nicht wie im Jahresprogramm angekündigt am 22. Mai statt, sondern erst am 17. Juli.
Datum: 19. Juni 2014, 19.30 Uhr
Referentin: Dr. Silvia Pfister (Coburg)
Datum: 10. April 2014, 19.30 Uhr
Ort: Stadtarchiv Naumburg, Kramerplatz 1
Referent: Roland Rittig (Zeitz)
Aus Liebe zur Wahrheit und in dem Bestreben, diese zu ergründen … - so beginnt jener legendäre Thesenanschlag an die Schlosskirche in Wittenberg, der sich am 31. Oktober 2017 zum 500sten Male jährt und einen Reformprozess in der Kirche in Gang setzte, der schließlich zur Spaltung führte. Der hämmernde Mönch von Wittenberg, der Trutzheld von Worms, der Ahnvater des protestantischen Pfarrhauses – bildstark ließe sich erzählen, wie dieser sächsische Augustiner die europäische Neuzeit auslöste. Luther, einer der berühmtesten und wichtigsten aller Deutschen, hat die politische und geistige Landschaft dieses Landes verändert wie kaum ein anderer vor ihm und nach ihm. Ein Blick auf die Luther-Jubiläen früherer Zeiten gibt indes wenig Anlass zu ungetrübter Freude. Im Laufe der Jahrhunderte musste Luther für viele Zwecke herhalten und nicht immer nur für die besten. Zur Rede steht auch das Entstehen und Verschwinden von Bildern zu Martin Luther im Jahre 1983 und die Auseinandersetzung bildender Künstler und Schriftsteller mit dem Reformator bis in die unmittelbare Gegenwart. Was aber bleibt von diesem protestantischen Heiligen, von dieser volksgeschichtlichen Ikone? Worin besteht Luthers Erbe, seine Aktualität? Wie kann es auch in Zukunft gelingen, die vornehmsten Zeugnisse Luthers weiter zu reichen, sein großes Vermächtnis den nächsten Generationen zu vermitteln? Fragen wie diese werden gestellt in einer reiz- und informationsüberfluteten Welt, die in immer höherem Maße von Egozentrik, Erfolgswahn und Konsum geprägt ist. Nicht wenige sehen Luthers brennende Aktualität gegenwärtig vor allem darin, dass er mit seinem Wort, mit seiner Tat zeigte, dass nicht alles käuflich ist, und schon gar nicht Würde, Freiheit und wahres Menschenglück.
Roland Rittig, Jahrgang 1944, ist Literatur- und Kunsthistoriker. 1972 bis 2009 tätig an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Kritiker, Herausgeber, Kurator; Mitbegründer der Ernst-Ortlepp-Gesellschaft, lebt in Zeitz.
Datum: 20. März 2014, 19.30 Uhr
Ort: Seminarraum in der Domklausur am Naumburger Dom
Referent: Lutz Scherf (Silbitz)
Im Jahr 2004 wurden in Vorbereitung einer durchzuführenden Dachsanierung an der Michaeliskirche in Zeitz bauhistorische Untersuchungen in Auftrag gegeben. Diese sollten den baulichen Bestand dokumentieren und Hinweise auf frühere Bauzustände liefern. Das Ergebnis war eine relative Chronologie der baulichen Entwicklung der Michaeliskirche, beginnend vom romanischen Vorgängerbau bis hin zu den historistischen Veränderungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Neben den Erkenntnissen zur Michaeliskirche selbst, warfen die Untersuchungsergebnisse auch Fragestellungen zur Stadtgeschichte auf, beispielsweise einem Brand in der Mitte des 15. Jahrhunderts in der Zeitzer Oberstadt. Unter Zuhilfenahme der Dendrochronologie und der Radiokarbon-Methode C14 wurden die wichtigsten Baustufen mit konkreten Datierungen belegt. Im Außenbereich sind Teile der Ausstattung einer früheren Allerheiligen-Kapelle mit Beinhaus wiederentdeckt bzw. wieder in den Blickpunkt von Denkmalpflege und Kirchgemeinde gerückt worden. Auch die direkte Ansprache des Baubefundes brachte Einblicke in die konkrete handwerkliche Lösung spezieller Bauaufgaben. Der Vortrag zu den baugeschichtlichen Untersuchungen an der Michaeliskirche lädt ein zur Erkundung der Baugeschichte und zur Entdeckung wichtiger Baudetails verbunden mit einer Diskussion zu den Untersuchungsergebnissen.
Lutz Scherf, Staatlich geprüfter Techniker für Denkmalpflege, ist seit 1996 freiberuflich als Bauforscher tätig. Er ist Mitbegründer des Planungsbüros Scherf-Bolze-Ludwig die überwiegend im Bereich der Denkmalpflege mit der baugeschichtlichen Untersuchung und der substanzschonenden Instandsetzung und Restaurierung von Kulturdenkmalen betraut sind.
Datum: 20. Februar 2014, 19.30 Uhr
Ort: Domklausur, Seminarraum
Referent: Joachim Säckl (Naumburg)
August von Sachsen-Weißenfels ist scheinbar eine fest im Geschichtsbild verortete Figur: Als Herzog gründete er in der Saalestadt ein überaus beeindruckendes Schloss und war Stifter einer dort bis 1746 regierenden Nebenlinie der sächsischen Albertiner. Bekannt ist weiterhin seine enge Verbindung zur Neuenburg bei Freyburg, die er zum Jagdschloss ausbaute. Dass der Fürst jedoch Erzbischof von Magdeburg war und zeitlebens in Halle residierte ist schon weniger bekannt.
Aus Anlass seines 400. Geburtstages wird die Moritzburg in Halle - Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, ab dem 13. August eine dreimonatige Sonderausstellung veranstalten. Ihr Titel „Im Land der Palme. August von Sachsen, Erzbischof von Magdeburg und Fürst in Halle“ ist Programm: es geht um die Entdeckung einer historischen Biografie, um die Rekonstruktion der Lebensumstände in Krieg und Frieden des 17. Jahrhunderts. Es geht auch um eine Würdigung der am Hallenser Hof gepflegten, in ihrer Breite unbekannten Kultur und Kunst. August von Sachsen ist für das 17. Jahrhundert eine der zentralen Figuren Mitteldeutschlands - und heute eine Entdeckung.
Im Vortrag wird einer der beiden Kuratoren der Ausstellung in Biografie und Lebensumstände des Fürsten einführen sowie auf die geplante Ausstellung eingehen.
Jochen Säckl ist freiberuflicher Historiker, dessen Forschungsschwerpunkt in der Landesgesichte des südlichen Sachsen-Anhalts liegt. Als Kurator zeichnete er für eine ganze Reihe erfolgreicher Ausstellungen in der Region verantwortlich. Sein Hauptinteresse gilt dabei den sogenannten Sekundogenitur-Fürstentümern Mitteldeutschlands, die im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts in ihren Residenzen in Merseburg, Weißenfels und Zeitz eine bemerkenswerte kulturelle Ausstrahlung entfalten konnten. Die im Jahr 2007 in allen drei Orten veranstaltete Sonderausstellung ,,Sächsische Sekundogenituren“ betreute Säckl ebenfalls als Kurator.
Datum: 23. Januar 2014, 19.30 Uhr
Ort: Marienkirche am Naumburger Dom
Referent: Steffen Hoffmann (Leipzig)
Das 13. Jahrhundert liefert wie kein Jahrhundert davor Zeugnisse des Planungsprozesses in der europäischen Architekturgeschichte. Neben der weitaus bekannteren Pergamentzeichnung bildete damals die sogenannte Ritzzeichnung eine weitere bauplanerische Gattung. Dabei wurden auf den mittelalterlichen Baustellen in meist unmittelbarer Nähe des Baugeschehens unter Zuhilfenahme von Richtscheit und Zirkel technische Architekturzeichnungen in bereits vorhandene Mauern und Pfeiler eingraviert. Somit konnten vor Ort zu errichtende Baudetails nochmals veranschaulicht werden. Dementsprechend wurden diese Zeichnungen meist in Originalgröße eingeritzt.
Vor wenigen Jahren wurden bei bauforscherischen Untersuchungen auch im Westchor des Naumburger Doms Ritzzeichnungen entdeckt. Die auf den Westchorpolygoninnenwänden abgetragenen Zeichnungen stellen Teile der Westlettnerarchitektur des Naumburger Doms wie auch abstraktere und bislang nicht identifizierte Formen dar.
Im Rahmen seiner Magisterarbeit ging Steffen Hoffmann Fragen wie der Zeitstellung der Ritzzeichnungen oder dem Verhältnis zwischen gezeichneter und gebauter Architektur nach. Der Vortrag untersucht die eigentliche Funktion der Ritzzeichnungen und ihre Autorenschaft. Haben wir es hier mit der „Handschrift“ des Naumburger Meisters zu tun? Befand sich im Westchor gar sein Planungsbüro? Seltsamerweise finden sich Ritzzeichnungen auch an einem weiteren in Mitteldeutschland mit dem Naumburger Meister in Verbindung gebrachten Bauwerk: am Ostchor des Doms zu Meißen. Ob sich damit die vermuteten Verbindungen bestätigen lassen, soll ebenfalls erörtert werden.
Steffen Hoffmann, geboren 1977 in Erlabrunn/Erzgebirge, studierte Kunstgeschichte, Prähistorische Archäologie und Mittelalterarchäologie. In seiner Magisterarbeit untersuchte er die Ritzzeichnungen im Westchor des Naumburger Domes in ihrem regionalen wie überregionalen Kontext. Weitere Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind neben mittelalterlicher Architekturgeschichte, Malerei des 15. und 16. Jahrhunderts, Kunst der NS-Zeit und Kunstgeschichte der Erzgebirgsregion. Für die Vereinigten Domstifter ist er seit 2011 als Ausstellungs- und Domführer tätig.
Datum: 12. Dezember 2013, 19.30 Uhr
Ort: Marienkirche am Dom
Referent: Gerhard Straehle (München)
Auch nach der großen Naumburger Meister-Ausstellung von 2011, die erstmals die Möglichkeit bot, Hauptwerke der französischen Skulptur mit den Meisterwerken im Naumburger Dom zu vergleichen, ist die Diskussion um die Herkunft des Naumburger Meisters nicht verstummt.
Hieran knüpft der Referent zunächst an, indem er die These einer mitteldeutsch-sächsischen Herkunft des Bildhauers vertritt und dies an einem frühen Hauptwerk des Meisters aufzeigt, das sich bis heute im sächsischen Kloster Altzella bei Dresden in Resten erhalten hat. Es handelt sich um das Grabdenkmal des Meißner Markgrafen Dietrich des Bedrängten, welches durch eine Stiftungsurkunde genau datiert ist.
Das Grabdenkmal in Altzella leitet über zum zehn Jahre später entstandenen Naumburger Stifterzyklus. Dieser sei in der künstlerischen Handschrift und in Details der Meißelarbeit so eng mit dem Altzeller Grabdenkmal verwandt, dass am selben Bildhauer kein Zweifel bestehen könne. Der Altzeller Bildhauer ist der Naumburger Meister, so Gerhard Straehle, der nach Arbeiten in Horburg, Merseburg, Mainz und einem Aufenthalt in Nordfrankreich zuletzt den Zyklus im Naumburger Westchor schuf, dessen Entstehungsgeschichte in entscheidenden Etappen im Vortrag nachgezeichnet wird.
Es soll gezeigt werden, wie das Programm des Naumburger Westchors in der Auseinandersetzung zwischen Bischof und Markgraf, zwischen geistlichem und weltlichem Adel, die beide denselben Familien angehören, entsteht. Am Anfang steht das Westchor-Konzept des Bischofs, der noch am Ende seiner Amtszeit einen Architekten aus Bamberg beruft, doch dessen Konzept umgestoßen wird durch die Wettiner Brüder Dietrich, den neuen Bischof, und Heinrich, den jungen Markgrafen, dessen Vorstellung von einer Naumburger Synode unter der Dominanz der Wettiner und ihres adligen Anhangs am Ende den Stifterzyklus entscheidend prägt.
Gerhard Straehle, Jahrgang 1950, wurde 2008 an der Ludwig-Maximilians-Universität im Fach Kunstgeschichte promoviert, nachdem er seit 2001 über die Naumburger Skulptur und ihren anonymen Bildhauer geforscht hat.
Blicken Ekkehard und seine Gemahlin Uta zum erschlagenen Grafen Dietmar hinüber? Verbirgt sich in der Darstellung des Ekkehard eine Anspielung auf Markgraf Heinrich den Erlauchten? – Zwei von vielen Fragen, die der Referent in seinem Vortrag am 12.12. in der Marienkirche am Dom beantworten will.
Datum: 14. November 2013, 19.30 Uhr
Ort: Seminarraum der Domklausur am Naumburger Dom
Referent: Peter Göhler (Berlin)
Rumänien bietet eine Vielzahl interessanter Beispiele und Arten kirchlicher Architektur. Von besonderem Interesse sind die Klöster in der Moldau, die mit ihren Außenmalereien zum UNESCO-Welterbe gehören. Der geographische und politische Raum zum Zeitpunkt der Entstehung der Klöster sowie die Architektur der Moldauklöster mit ihrer Raumabfolge und ihren Lichtverhältnissen werden skizziert. Der Schwerpunkt des Vortrags liegt auf den Außenmalereien.
Stabilität und Variabilität des ikonographischen Programms; einzelne Bildthemen werden dargestellt: Die Bewegung zum Ostpunkt hin – der Cin; die Wurzel Jesse; der Akathistos Hymnus für die Gottesmutter Maria; die Tugendleiter nach Johannes Klimakus von Sinai; Schöpfungsdarstellung und Vertreibung aus dem Paradies sowie Adams Teufelspakt; die Darstellung des Weltgerichts.
Prof. Dr. phil. Peter Göhler, geb. 1935. Studium der Germanistik an der Humboldt-Universität Berlin. Deutschlehrer, Prom. (A und B) an der Humboldt-Universität; dort 1993-2000 Professor für Deutsche Literatur des Hochmittelalters. Arbeitsschwerpunkte: Walther von der Vogelweide, Nibelungenlied, literaturgeschicht-liche Prozesse um 1200 (unter Einbeziehung der Kunstgeschichte), Faustdichtungen. Arbeit an rumänischen Universitäten zu verschiedenen Gebieten der deutschen Literatur- und Sprachgeschichte.
Datum: 17. Oktober 2013, 19.00 Uhr
Ort: Aula der Landesschule Pforta
Referentin: Stefanie Exner (Dresden)
Susanne Frank ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Department für Geographie
(Wirtschaftsgeographie und Tourismusforschung) der Ludwig-
Maximilians-Universität München und Stipendiatin der VolkswagenStiftung
im interdisziplinären Graduiertenkolleg NaumburgKolleg. Sie forscht auf
dem Gebiet der nachhaltigen Entwicklung im Tourismus und in der Raumplanung.
Der Impulsvortrag spannt den Bogen von rechtlichen Rahmenbedingungen im Umgang mit
kulturellem Erbe in Deutschland hin zur Wahrnehmung der Schutzabsicht des angestrebten
Welterbetitels der UNESCO für die Kulturlandschaft an Saale und Unstrut.
Stephanie Exner ist gelernte Holzbildhauerin und Diplom-
Restauratorin sowie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der
Hochschule für Bildende Künste Dresden, Studiengang Kunsttechnologie,
Konservierung und Restaurierung polychromer
Bildwerke. Sie arbeitet derzeit an der Restaurierung des
Triumphkreuzes in Schulpforte, eines der bedeutendsten Kunstwerke
im Nominierungsgebiet zum Welterbetitel. Der Vortrag
gibt eine Einführung in das Forschungsprojekt und geht auf die
Herstellungstechnik des Triumphkreuzes sowie auf die Objektund
Restaurierungsgeschichte ein.
Die Referentin führt anschließend durch die Restaurierungswerkstatt für das Triumphkreuz in der Klosterkirche.
Datum: 19. September 2013, 19.30 Uhr
Ort: Naumburg, Haus der Kirche, Domplatz 8 (Ägidienkurie)
Referentin: Maria Dietl-Beissl (Großjena)
Ausgangspunkt des Vortrags ist eine kleine Zeichnung, die Ende der 1990er Jahre in Berlin auf einer Auktion versteigert wurde. Das in das frühe 17. Jahrhundert datierende Blatt wurde fälschlich als eine Ansicht der Stadt Lüttich in Belgien bezeichnet. Tatsächlich handelt es sich wohl um die älteste bisher bekannte Ansicht der Stadt Naumburg, die von der Hand des bekannten Prager Hofmalers Peter Stevens II stammt, der wahrscheinlich wenige Jahre vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges die Saalestadt bereiste. Damit wäre die Zeichnung um beinahe 20 Jahre älter als die in der Forschung bekannte Federzeichnung von Wilhelm Dilich.
Maria Dietl-Beissel, 1950 in Sachsen- Anhalt geboren, hat an der FU Berlin Geschichte und Kunstgeschichte studiert. Seit 1991 lebt sie im von ihr restaurierten Gutshaus Großjena und beschäftigt sich seitdem unter anderem mit der Erforschung der Orts- und Landesgeschichte.
Datum: 11. Juli 2013, 19.00 Uhr
Ort: Saal der Volks- und Raiffeisenbank, Reußenplatz 22
Referent: Prof. Max Linke (Weißenfels)
Musikalische Begrüßung: Irina Krümmling (Naumburg)
Moderation: Guido Siebert (Naumburg)
Eintrittspreis: 7 €, ermäßigt 5 €, Schüler frei!
Spenden für die nächste Veranstaltung willkommen!
Die Ermäßigung gilt im üblichen Rahmen und für die Mitglieder des Vereins Kunst in Naumburg und des Saale-Unstrut-Vereins.
Dies ist eine Gemeinschaftsveranstaltung mit dem Verein "Kunst in Naumburg e.V."
Datum: 20. Juni 2013, 19.30 Uhr
Ort: Marienkirche am Naumburger Dom
Referenten: Reinhard Schmitt & Joachim Säckl (Naumburg)
Im Zuge der Recherchen zum Forschungsprojekt „Inventar Naumburger Dom 2010 bis 2014“ ist in den Beständen des Naumburger Domstiftsarchivs eine Gruppe von bisher unbekannten Stichen und Zeichnungen u. a. mit Ansichten der Stadt Freyburg, der Neuenburg, des Freyburger Jagdschlosses Klein-Friedenthal und des Reiterdenkmals von Herzog Christian aufgefunden worden. Der außerordentlich bemerkenswerte Zeichnungsfund bereichert unsere Kenntnisse zu den dargestellten Objekten auf erfreuliche Weise. Die Sammlung jener acht Ansichten kann dem Naumburger Juristen Johann Christian Grubner zugeschrieben werden. Wohl alle Blätter dürften demzufolge vor dessen Tod im Jahre 1768 entstanden sein.
Eine Veröffentlichung aller Ansichten erfolgte bereits in Heft 21 von „Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt“, das am Vortragsabend erworben werden kann.
Das Domstiftsarchiv stellt anlässlich des Vortrags die Originale der Zeichnungen zur Ansicht.
Joachim Säckl ist Historiker und hat zahlreiche
Publikationen zur Regionalgeschichte Mitteldeutschlands
vom Mittelalter bis zur Frühen
Neuzeit vorgelegt. Er arbeitet u. a. zur Geschichte
Freyburgs und des Weinbaus an Saale und Unstrut.
Als Kurator gestaltete er Ausstellungen wie die zu
den „Barocken Fürstenresidenzen an Saale, Unstrut
und Elster“ oder zu „Brun von Querfurt“.
Reinhard Schmitt ist Denkmalpfleger und Bauforscher
und publiziert seit vielen Jahren auf diesem Gebiet. Im Landesamt für Denkmalpflege
und Archäologie Sachsen-Anhalt ist er Sachgebietsleiter für Bauforschung. Er ist Mitglied der Landesgruppe Sachsen-Anhalt der Deutschen Burgenvereinigung und verantwortlicher Redakteur der Reihe Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt sowie Redaktionsmitglied des Saale-Unstrut-Jahrbuchs.
Beide Referenten waren intensiv an der Erstellung des Welterbeantrages der Saale-Unstrut-Region beteiligt.
Datum: 30. Mai 2013, 19.30 Uhr
Ort: Marienkirche am Naumburger Dom
Referent: Guido Siebert (Naumburg)
Die Verbindung Naumburgs mit Apulien, der Kulturlandschaft im Süden Italiens, reicht bis ins Hochmittelalter zurück. 1215 weilte der Staufer Friedrich II. als frisch gewählter deutscher König und Chint aus Pulle (Kind aus Apulien) auf Einladung Bischof Engelhards in Naumburg, wo er Zeuge des beginnenden Domneubaus wurde. Zeitgenossen fanden für den Enkel Barbarossas die Bezeichnung stupor mundi (Staunen der Welt), Friedrich Nietzsche sah in ihm den „ersten Europäer nach meinem Geschmack“.
Heute richtet sich der Blick von Naumburg aus wieder nach Apulien, das mit seiner hohen Dichte an hochmittelalterlichen Denkmalen aus der Zeit der Staufer und Normannen als Vergleichsregion für die Kulturlandschaft an Saale und Unstrut auf dem Weg zum Welterbe gelten kann. Für das Antragsdossier verlangt die UNESCO die Beschreibung einer Reihe von Beispielen, die sich mit dem Antragsgebiet vergleichen lassen, um dessen Einzigartigkeit darzustellen. Der Vortrag bespricht diese Elemente des Welterbeantrages, die sich auf Vergleiche mit anderen Welterbestätten beziehen und stellt die hochmittelalterliche Kulturlandschaft Apulien in der strukturellen Gegenüberstellung mit der Saale-Unstrut-Region in den Mittelpunkt. Neben den zahlreichen kulturlandschaftlichen Elementen, wie Burgen, Kastellen, Kathedralen, Weinbergen und Olivenhainen erfahren die Welterbestätten Apuliens besondere Beachtung: das zeitgleich mit dem Westchor des Naumburger Doms erbaute Castel del Monte Friedrichs II. und die Stadt Alberobello, die von Hunderten Rundhäusern, sogenannten Trulli, geprägt ist.
Guido Siebert (Naumburg) ist freier Kunst-historiker und Spezialist für mittelalterliche Kunst und Architektur. Für die Erstellung des Welterbeantrages „Der Naumburger Dom und die hochmittelalterliche Herrschaftslandschaft an Saale und Unstrut“ leistete er einen wissenschaftlichen Beitrag zur Bau- und Kunstgeschichte des Antragsgebietes.
Zur Zeit arbeitet er als Bildredakteur an der Fertigstellung der Druckfassung des dreibändigen Antragsdossiers.
Datum: 25. April 2013, 19.30 Uhr
Ort: Marienkirche am Naumburger Dom
Referenten: Thomas Lampe, Vera Teunen und Hilbert Tjalkens (Gleina)
Das Schloss Gleina gilt als Kleinod des Rokoko im Dornröschenschlaf. Der Ortschronist Thomas Lampe trägt zur Geschichte des Schlosses vor und berichtet von den Bemühungen der neuen Besitzer, es zu restaurieren und für Künstler, Restauratoren und Interessierte zu einer kreativen Insel werden zu lassen. Der Vortrag spannt den Bogen von den Anfängen im 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Thematisiert wird das Leben verschiedener Adelsfamilien, wie die Familie von Helldorff, in deren Besitz sich das Schloss von 1830 bis 1945 befand, und die verschiedenen Nutzungen des Gebäudes nach der Enteignung 1945. Der Vortrag geht auf die Verwendung als Altersheim in der DDR-Zeit ein und auf die Vernachlässigung, unter der das Schloss auch nach 1996 noch gelitten hat.
Vera Teunen und Hilbert Tjalkens, die 2007 das Schloss Gleina erwarben, beteiligen sich an dem Vortrag und berichten über vergangene und zukünftige Aktivitäten zur Rettung und Belebung des kunst- und kulturhistorisch bedeutsamen Ensembles aus Schloss und Garten.
Thomas Lampe (1985), arbeitet als Bäcker in Gleina und betätigt sich seit 2007 als ehrenamtlicher Ortschronist. Er unterstützte die Neubesitzer von Anfang an und betreut seit 2009 die Führungen und Veranstal-tungen im Schloss Gleina.
Vera Teunen (1977) und Hilbert Tjalkens (1978), die neuen Schlossbesitzer, kamen aus Holland nach Gleina und sanieren als Holzbildhauerin und Möbeltischler mit wenig Eigenkapital das Schloss.
Datum: 21. März 2013, 19.30 Uhr
Ort: Marienkirche am Naumburger Dom
Referent: Jens-Fietje Dwars (Jena)
Vor 200 Jahren hat Goethe den Naumburger Dom besucht. Der Dom – ein Goethe-Ort? Sollten wir schleunigst eine Tafel zur Erinnerung an den Besuch einweihen? Vielleicht gar einen Rundgang auf den Spuren Goethes etablieren, um Besucherscharen anzulocken? Leider taugen die überlieferten Zeugnisse des Klassikeraufenthaltes nicht zum Tourismus-Joker. Und dennoch ist der Gegenstand durchaus spannend und nähere Betrachtung wert.
Am 17. April 1817 nutzte Goethe eine Reise nach Teplitz, um den Naumburger Dom zu besuchen. Ein Brief, den er danach an seine Frau Christiane diktiert hat, berichtet, daß er die Passionsreliefs am Westlettner „höchst merkwürdig“ fand. Doch warum erwähnt er die Stifterfiguren nicht? Waren die Plastiken verdeckt? Oder war Goethe blind für Utas Schönheit? Entsprach sie nicht seinem Ideal?
Indem der Vortrag diesen Fragen nachgeht, wird er zugleich die frühe Rezeptionsgeschichte des Naumburger Meisters erhellen, die erst spät, inmitten des 19. Jahrhunderts einsetzt und fatale Folgen hatte.
Jens-Fietje Dwars, Jahrgang 1960, ist freier Autor, Film- und Ausstellungsmacher. Er lebt in Jena, hat zwei Bücher über Goethe verfasst und 2011 die Ausstellung zur Rezeptionsgeschichte des Naumburger Meisters im Stadtmuseum konzipiert.
Datum: 07. März 2013, 19.30 Uhr
Ort: Marienkirche am Naumburger Dom
Referentin: Dr. Corinna Wandt (Leipzig)
Julius Pflug (1499-1564), Zeitgenosse Luthers, war in den Jahren von 1547 bis zu seinem Tod katholischer Bischof im Bistum Naumburg. Er verfasste Texte in einer Zeit sprachlichen Wandels, als eine überregionale Schreibnorm im Entstehen begriffen war. Im Zuge der Reformation wurde Sprache zunehmend konfessionalisiert. Nicht nur die Region, sondern auch die Konfession eines Schreibers kann man unter Umständen an den damaligen Textzeugnissen ablesen. Wie sieht die Sprache Pflugs aus, der sich zeitlebens als treuer Katholik gab, aber in der konfliktreichen Zeit der Reformation auch den Ausgleich suchte und bereit war, Kompromisse mit den Protestanten einzugehen? Welchen Stellenwert haben regionale und konfessionelle Schreibungen in seinen Texten? Welche bisher unbekannten handschriftlichen Texte des Bischofs wurden kürzlich ediert? Das sind Fragen, die in dem Vortrag beantwortet werden. Die Sprache Julius Pflugs wird insbesondere an einem weiteren, noch unbekannten handschriftlichen Text dargestellt, in dem sich Pflug zur politischen Situation äußert und einen Blick auf verschiedene Staatssysteme wirft.
Zur Person:Dr. Corinna Wandt, geb. 1983, studierte Germanistik und Erwachsenenpädagogik in Leipzig und Aarhus, Dänemark. 2011 wurde sie mit einer Arbeit über die Schreibsprache des Julius Pflug im Konfessionsstreit am Institut für Germanistik der Universität Leipzig promoviert. Im selben Jahr erhielt sie den Nachwuchsförderpreis des Fördervereins der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig.
Datum: 21. Februar 2013, 19.30 Uhr
Ort: Marienkirche am Naumburger Dom
Referent: Matthias Ludwig (Naumburg)
Anlass des Vortrages ist die Rückkehr der wertvollen Archiv- und Bibliotheksbestände in die historischen Räume des Naumburger Kapitelhauses in der Domklausur. Im Rahmen der Landesausstellung 2011 ,,Der Naumburger Meister – Bildhauer und Architekt im Europa der Kathedralen“ konnten die alten Archivgewölbe im Erdgeschoss sowie Bereiche des ehemaligen Dormitoriums bzw. Domschultraktes im Obergeschoss der Klausur aufwendig saniert und für eine sichere und repräsentative Unterbringung von Archiv und Bibliothek vorbereitet werden.
Mit über 2.000 mittelalterlichen Urkunden seit dem 10. Jahrhundert und weiteren ca. 30.000 historischen Archivalien (14.-20. Jahrhundert) birgt das Naumburger Domstiftsarchiv einen bedeutenden Überlieferungsschatz zur Geschichte von Dom, Stadt und den Regionen der ehemaligen Naumburger Diözese in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Exzeptionell ist dabei die über Jahrhunderte bewahrte Verbindung zum Ort des Kapitelhauses, in dem sich nicht nur die authentischen Räume, sondern auch über 40 historische Archiv- bzw. Bibliotheksmöbel aus 8 Jahrhunderten erhalten haben.
Die Wurzeln der Domstiftsbibliothek reichen ebenfalls bis in das Mittelalter zurück. Sie wurde in den nachmittelalterlichen Jahrhunderten durch zahlreiche Zustiftungen von Domherren, Rektoren und Lehrern zu einer beachtlichen Sammlung von ca. 35.000 Bänden erweitert.
Matthias Ludwig, Jahrgang 1977, ist Mittelalter- und Landeshistoriker. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bei den Vereinigten Domstiftern und betreut in leitender Funktion die historischen Bestände von Domstiftsarchiv und Domstiftsbibliothek Naumburg.
Zum letzten Termin am 24. Januar musste der angekündigte Vortrag von Frau Dr. Corinna Wandt leider ausfallen. Der Vortrag wird am 7. März nachgeholt.
Datum: 24. Januar 2013, 19.30 Uhr
Ort: Marienkirche am Naumburger Dom
Referentin: Dr. Corinna Wandt (Leipzig)
Julius Pflug (1499-1564), Zeitgenosse Luthers, war in den Jahren von 1547 bis zu seinem Tod katholischer Bischof im Bistum Naumburg. Er verfasste Texte in einer Zeit sprachlichen Wandels, als eine überregionale Schreibnorm im Entstehen begriffen war. Im Zuge der Reformation wurde Sprache zunehmend konfessionalisiert. Nicht nur die Region, sondern auch die Konfession eines Schreibers kann man unter Umständen an den damaligen Textzeugnissen ablesen. Wie sieht die Sprache Pflugs aus, der sich zeitlebens als treuer Katholik gab, aber in der konfliktreichen Zeit der Reformation auch den Ausgleich suchte und bereit war, Kompromisse mit den Protestanten einzugehen? Welchen Stellenwert haben regionale und konfessionelle Schreibungen in seinen Texten? Welche bisher unbekannten handschriftlichen Texte des Bischofs wurden kürzlich ediert? Das sind Fragen, die in dem Vortrag beantwortet werden. Die Sprache Julius Pflugs wird insbesondere an einem weiteren, noch unbekannten handschriftlichen Text dargestellt, in dem sich Pflug zur politischen Situation äußert und einen Blick auf verschiedene Staatssysteme wirft.
Zur Person:Dr. Corinna Wandt, geb. 1983, studierte Germanistik und Erwachsenenpädagogik in Leipzig und Aarhus, Dänemark. 2011 wurde sie mit einer Arbeit über die Schreibsprache des Julius Pflug im Konfessionsstreit am Institut für Germanistik der Universität Leipzig promoviert. Im selben Jahr erhielt sie den Nachwuchsförderpreis des Fördervereins der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig.
Am Samstag, den 28. September 2013, findet eine Tagesexkursion für Vereinsmitglieder und Gäste statt. Die Fahrt mit dem Bus führt nach Sondershausen mit Stadtbesichtigung und Führung durch das Residenzschloss der Fürsten zu Schwarzburg- Sondershausen. Das Mittagessen folgt im Waldhaus „Japan“ in Bleicherode. Anschließend die Besichtigung der Klosterkirche St. Gangolf in Münchenlohra und Fahrt zur nahegelegenen Burg Lohra mit Besichtigung der Doppelkapelle.
Vortrag
Lilian Klingner (Bad Kösen)
Donnerstag, 13.12.2012, 19.30 Uhr
Achtung: Der Vortrag findet im Haus der Kirche (Ägidienkurie, Domplatz 8) statt!
Der Vortrag gibt einen Überblick über 112 Jahre Geschichte der Liegenschaft Kösener Straße 50 - 52 in Naumburg (Saale). Er beginnt mit der Gründung der 8. Preußischen Kadetten-voranstalt im Jahr 1900 und führt weiter über die Staatliche Bildungsanstalt und die National-politische Erziehungsanstalt hin zur Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg mit den Einrichtungen von Schulen für Volkspolizei und Kasernierte Volkspolizei, der Kadettenschule der Nationalen Volksarmee der DDR, der 6. Vorstudienfakultät der Militärakademie in Dresden und der Lehranstalt Naumburg zum Institut für Fremdsprachenausbildung der NVA „Dr. Johannes Dieckmann“. Den Abschluss bildet ein kurzer Abriss über die 1991 in der Kadette eingerichtete Außenstelle des Bundessprachenamtes der Bundeswehr.
Lilian Klingner war 41 Jahre an der Naumburger „Kadette“ beschäftigt. Zuerst als Fachinformator für den Bereich Lehre und Forschung, nach der Wende leitete sie bis zum 30.11.2012 die Fachinformationsstelle der Außenstelle des Bundessprachenamtes, bestehend aus den Bereichen Bibliothek und Mediothek.
Anschließend
Präsentation des Saale-Unstrut-Jahrbuchs, 18. Jahrgang, 2013, mit Hinweisen auf die Aktivitäten und Pläne des Vereins für das Jahr 2013 sowie Vorstellung der neuen Vortragsreihe
Datum: 22. November, 19.30 Uhr
Ort: Marienkirche am Dom
Referent: Rashid-S. Pegah (Würzburg)
Bislang galt der Spielplan der Weißenfelser Hofoper als rein deutschsprachig. Die einzige bekannte Ausnahme war die Oper „Almira, Königin von Castilien“ (1704) von Reinhard Keiser. Diese Oper des damaligen Hamburger Opernkapellmeisters enthielt einige italienischsprachige Arien. Indessen fand eine russische Bach-Spezialistin in St. Petersburg kürzlich ein einzigartiges Textbuchexemplar. Es belegt die Produktion einer vollständig italienischen Oper am Weißenfelser Hof im Jahre 1732. Jüngsten Untersuchungen zufolge, ist diese Oper als Pasticcio konzipiert worden, was bedeutet, dass die einzelnen Gesangsstücke verschiedenen Werken diverser Komponisten entnommen wurden. Im Rahmen des Vortrags erklingt eine der identifizierten Arienkompositionen zum ersten Mal seit 1732.
Rashid-S. Pegah, M. A. (* 1978), Kulturhistoriker. Studierte Neuere Geschichte, Europäische Ethnologie, Italoromanische Philologie, Historische Hilfswissenschaften in Würzburg. Während der Jahre 1993 bis 2003 war er freier Mitarbeiter der Redaktion für Alte Musik des ehemaligen Senders Freies Berlin sowie bei zwei Ausstellungen (1998/99, 2000/01) der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.
Am Forschungsprojekt „Expedition Bach“, durchgeführt vom Bach-Archiv Leipzig, gefördert von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, war er von 2007 bis 2011 als freier Mitarbeiter tätig. Zur Zeit Mitarbeit an einem Editionsprojekt zur Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts, bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
In jüngerer Zeit trat er mit Beiträgen zu Vivaldi-, Telemann-, Graupner-, Händel-, Bach- und Fasch-Forschung hervor, außerdem mit einer Publikation über Schloss Sanssouci („…gantz unvergleichlich…“ Ernst Samuel Borchwards Reise nach Potsdam 1749. Kiel 2012).
Datum: 25. Oktober, 19.30 Uhr
Ort: Marienkirche am Dom
Referent: Reinhard Schmitt (Halle)
Am 29. Mai 1996 hielt der Referent, Reinhard Schmitt, Sachgebietsleiter für Bauforschung im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, erstmals einen Vortrag zur Bau- und Nutzungsgeschichte des Klosters und späteren Schlosses Goseck in der Vortragsreihe des Saale-Unstrut-Vereins. Darauf folgten im Jahre 1999 zwei Veröffentlichungen. Damals war noch nicht zu ahnen, dass diese Aktivitäten wie eine Initialzündung wirken würden. Inzwischen, nach über 15 Jahren, hat sich sehr viel getan: Der Eigentümer des Schlosses, die Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt, hat sich seit 1996 kontinuierlich um eine gründliche Instandsetzung der verschiedenen Gebäude gesorgt: im Bereich des Schlosses wie auch und insbesondere an und in der Kirche. Im Sommer 2013 wird die denkmalgerecht sanierte Kirche wieder der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.
Neben den Bauarbeiten fanden umfängliche archäologische, baugeschichtliche und archivalische Forschungen statt, die unser Bild von der Baugestalt und Baugeschichte von Kirche und Klausur sowie Schloss erheblich erweitert haben. Im Vortrag werden die im Jahre 1053 geweihte Kirche und ihr Umbau im frühen 13. Jahrhundert im Vordergrund stehen.
Datum: 27. September, 19.30 Uhr
Ort: Marienkirche am Dom
Referent: Pascal Heß M.A. (Frankfurt am Main)
Im Vortrag stellt der Kunsthistoriker Pascal Heß die Ergebnisse seiner Forschungen zur 1159 geweihten Klosterbasilika in Ilbenstadt (Hessen) vor. Im Mittelpunkt der Betrachtungen steht der Westbau der Klosterkirche als Ort des geistlichen Totengedenkens für weltliche Stifter. Der Referent zeigt auf, wie dieses Totengedenken (Memoria) seinen Ausdruck über die Bauformen und die Ausstattung des Westbaus in Ilbenstadt fand und zieht Vergleiche mit dem Westchor des Naumburger Doms und anderen Sakralbauten. Auch in Naumburg wandte sich eine programmatische Aussage über Architektur und Bildwerke an potentielle Stifter.
Im Vortrag werden die Konzepte in den jeweiligen Westteilen der Kirchen gegenübergestellt, mit deren Hilfe Stifter angesprochen werden sollten. Sie dienten der Vermittlung der Leistungsfähigkeit des Totengedächtnisses. Offenbar existierten architektonische Entwürfe, die es ermöglichten, die Jenseitsvorsorge der Stifter unabhängig von einer sichtbaren Grabanlage in einen universalen Zusammenhang einzubetten.
Pascal Heß, Mitarbeiter am Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt am Main, studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Architektur. Er war als Ausstellungsführer an der Landesausstellung 2011 in Naumburg beteiligt. Seine Magisterarbeit behandelt die Klosterbasilika in Ilbenstadt und untersucht die liturgische Nutzung des dortigen Westbaus sowie die Migration von Bauformen im Europa des 12. Jahrhunderts. Sie ist im Internet einzusehen.
20. Juni 2012
Datum: 28.6.2012, 19.30 Uhr
Ort: Marienkirche am Dom
Referent: Dr. Jeannine Meinhardt (Halle/Saale))
Der Vortrag beleuchtet die Baugeschichte des Naumburger Doms einmal wörtlich, indem er das Baumaterial Naturstein unter die Lupe, bzw. unter das Mikroskop nimmt. Schon die Verschiedenartigkeit der Natursteine, die über die Jahrhunderte Verwendung fanden, überrascht. Neben den unterschiedlichen Kalksteinen kamen auch Sandstein und Schiefer zur Anwendung. Welche Informationen tragen sie in sich, welche Nachrichten können sie uns heute von den Umständen der Errichtung des Doms und seiner einzelnen Architekturteile übermitteln?
Die Referentin geht in ihrem Vortrag Fragen zu historischen Steinbrüchen nach, in denen Muschelkalk als Hauptbaumaterial des Doms abgebaut worden ist, und stellt modernste naturwissenschaftliche Verfahren vor, mit deren Hilfe sich Herkunftsbestimmungen vornehmen lassen. Somit werden Erkenntnisse gewonnen, die auch für historische und kunsthistorische Forschungen von Bedeutung sind.
31. Mai 2012
Datum: 7.6.2012, 19.30 Uhr
Ort: Marienkirche am Dom
Referent: Andreas Ohse (Teuchern)
Im Vortrag wird auf die Herangehensweise für die Aufarbeitung der
unterschiedlichen industriellen Entwicklung ihrer Standorte und
Zulieferindustrien eingegangen. Es werden altbekannte, spezielle und kuriose
Produkte vorgestellt.
Im zweiten Teil des Vortrages geht es um die industriellen
Hinterlassenschaften im Stadtgebiet von Zeitz und dem Umgang mit der
Industriekultur im Positiven (LAGA/Bf Zeitz) und im Negativen (ZEKIWA,
Zetti).
20. April 2012
Die Mitgliederversammlung des Saale-Unstrut-Vereins findet am Donnerstag, den 31. Mai im Stadtarchiv Naumburg statt. Beginn: 19.30 Uhr.
10. April 2012
Der Saale-Unstrut-Verein zieht um. Mit dem kommenden Vortrag am 26. April beginnend, finden die Vorträge zukünftig in der Marienkirche am Dom statt.