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in memoriam

 

Wieland Führ

* 31. Dezember 1953 in Herrnhut

† 9. August 2023 in Leipzig



Wieland Führ

Wieland Führ verbrachte seine Kindheit im sogenannten Holländischen Haus in Herrnhut in der Oberlausitz. Sein Vater Armin arbeitete als landwirtschaftlicher Berufsschullehrer, seine Mutter Gudrun in einem Molkereibetrieb. Führ arbeitete bereits als Jugendlicher ehrenamtlich in den Ethnologischen Sammlungen der Herrnhuter Brüdergemeinde, was eine wesentliche Weichenstellung für seine spätere berufliche Laufbahn war.

Nach seinem Schulabschluss in Herrnhut zog die Familie in das thüringische Altenburg. Nach dreijährigem Wehrdienst bei den Grenztruppen der DDR absolvierte er in Leipzig ein Studium der Museologie, das er mit einem Diplom abschloss. Es folgte ein Studium der Geschichtswissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin, das er als Diplom-Historiker abschloss. 1984 wurde Führ Direktor des Museums für Kunsthandwerk in Gera. Im September 1989 flüchtete das SED-Mitglied in die Bundesrepublik, wo er sich in Nürnberg niederließ. 1992 Umzug nach Naumburg, wo er zunächst in der Jüdengasse und später in der Engelgasse ein Antiquariat betrieb, das bald zu einem kulturellen Zentrum der Stadt mit Ausstellungen, Konzerten und Vorträgen wurde.

Zu seinen größten Erfolgen als Antiquar gehörte die Entdeckung eines Albums mit Fotografien Briefen der berühmten spanischen Komponistin und Harfenistin Clotilde Cerdà, alias Esmeralda Cervantes (1861–1926). Publizistisch trat Wieland Führ durch zahlreiche Bücher, Aufsätze und mehr als 1.000 Zeitungsartikel zu kultur- und heimatgeschichtlichen Themen in Erscheinung, die sich größtenteils mit der Saale-Unstrut-Region und Thüringen befassten. Zudem war er in Mitteldeutschland als Restaurantkritiker bekannt.


Werke (in Auswahl):

Gemeinsam mit Georg Brühl: Kunst um 1900: Malerei, Graphik, Plastik, Kunsthandwerk: Jugendstil, Sezession, Modern style, Art nouveau, Impressionismus. 1. Sonderausstellung, Museum für Kunsthandwerk im Ferberschen Haus, 26.4.–12.8.1985, Gera 1985.

Reine Borsten. Bilder und Texte über den Bürstenmacher Kurt Steinbrück aus Naumburg, Saale, Naumburg 1993.

Vivat Porta. Bilder von Schulpforte aus dem 18. und 19. Jahrhundert, Nürnberg 1993.

Naumburg/Saale und Umgebung. Fotografien zwischen 1925 und 1975 aus dem Atelier Hege/Naumburg / Museum der Stadt Naumburg, Nürnberg 1993.

Gemeinsam mit Hans Dieter Speck: Naumburg an der Saale. Die Stadt auf historischen Fotografien, Naumburg 2003.

Berliner Mauer und innerdeutsche Grenze 1945–1990 (Imhof-Zeitgeschichte), Petersberg 2008.

Kösener Spielzeug, Leipzig 2012.

Weinkultur an Saale und Unstrut. Das Winzerfest in Freyburg (Unstrut) von 1933 bis 2020, Naumburg 2021.


 

Rudolf Drößler

* 18. Mai 1934 in Zeitz

† 23. November 2022



Rudolf Drößler

Rudolf Drößler wuchs in Zeitz an der Weißen Elster auf. Seine Eltern waren der Schlosser Herbert Drößler (1909–1980) und die Weißnäherin Ilse Drößler, geb. Keßler (1913–1998). Nach dem Abitur an der „Geschwister-Scholl-Oberschule“ in seiner Heimatstadt im Jahr 1952 begann er ein Studium an der Universität Leipzig, wo er 1956 in Germanistik absolvierte. 1963 erfolgte das Staatsexamen in Astronomie an der Pädagogischen Hochschule in Potsdam. Drößler arbeitete zunächst als Lehrer für Deutsch und Astronomie an seiner ehemaligen Schule in Zeitz, bevor er seit 1975 als freischaffender Wissenschaftsjournalist und Sachbuchautor arbeitete.

Gegenstand seiner zahlreichen Publikationen waren die Geschichte der Astronomie, Archäologie und Kulturgeschichte. 1988 veröffentlichte Drößler einen biografischen Roman über den Schweizer Archäologen Otto Hauser (1874–1932), dessen wissenschaftlichen Nachlass er auch verwaltete. In späteren Jahren konzentrierte er sich vor allem auf die Geschichte seiner Heimatstadt Zeitz, zu der Drößler zunächst mehrere kleinere Publikationen erstellte, angefangen 1991 mit einem Artikel über das Zeitzer unterirdische Gangsystem.

In der Zeit seiner offiziellen Berufung zum Stadtschreiber und Ortschronisten von Zeitz 1991–1997 legte er den Grundstein zu seiner monumentalen Geschichte der Stadt, die zwischen 2004 und 2021 in vier voluminösen Bänden mit einem Gesamtumfang von über 1.800 Seiten erschienen ist. Seine Publikationsliste zur Geschichte von Zeitz umfasst insgesamt 28 Titel, darunter auch vier Theaterstücke.

In Wertschätzung seines langjährigen Engagements für seine Heimatstadt wurde Rudolf Drößler 2012 zum Ehrenbürger der Stadt Zeitz ernannt. Bereits seit 2002 war er zudem Träger der „Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“.